Widerrechtliche Ausübung der Sternenkunde



(ein klarer Fall von "Work in Progress"....)



KAPITEL 1:



Widerrechtliche Ausübung der Menschenkunde

Die blöde, heute besonders verspätete Straßenbahn spuckte mich aus. Heute war ich auf Kontakt zu meinen mutmaßlichen Artgenossen und Artgenossinnen besonders schlecht zu sprechen. Dumm daß das Scheißfahrrad plattgefahren war. Den Dreck jetzt zu flicken hatte ich sowas von keinen Bock. Für die Scheißarschlöcher die auf Fahrradwegen Glasscherben verteilten wünschte ich die Leibstrafen der vorbildlichen Stadtrepublik Singapur. Oder meinetwegen Ausschwitz wieder anheizen. Und sage mir keine/r, das wäre "menschenverachtend" oder so eine Scheiße. Menschenverachtend ist es zu saufen und sein Altglas nicht zur Pfandannahme oder zum Container zu tragen, sondern armen Arschlöchern wie mir die wenige arbeitsfreie Zeit mit so einem Scheißdreck zu vergällen. Ich habe keine Zeit und ich muß für einen Unterdurchschnittslohn überdurchschnittlich lange arbeiten... und die Vollzeitwichser, die Fahrradwege mit Glasscherben verminen sind chronisch unterbeschäftigt... und auch das ist keine Finte des globalisierten Raffkapitalismus, sondern die Folge der Haltung zu glauben, wenn man einen zartbehaarten, schlechtgewaschenen Penis besitzt sei man zu gut wenigstens den Hauptschulabschluß zu versuchen... Die Wechselfälle des Schicksals bescherten mir eine Entwöhnung von meinem Fahrzeug, sollten die Trockenwichser doch die Autobahnen mit Glasscherben verminen, der Schaden für die Volkswirtschaft beschert Freiräume zum Nachdenken... ich mußte die Scheißstraßenbahn nehmen, wie üblich steckten mir ästhetisch schwindsüchtig veranlagte Spätaussiedlerkinder, männlich, männlich ist immer scheiße, das ich selbst diesem verfluchten Geschlecht angehöre besagt gar nichts, so wie ich auf den Vorwurf ein beschissener "Deutscher" zu sein, antworte, ich habe mir das nicht ausgesucht, und, es gäbe zwei Bereiche, wo das Prinzip greifen würde, das mir in diesem Zusammenhang im Kopf herumspukt, nämlich, das altehrwürdige zuerst, die Altehrwürdige Mutter Kirche, ich bin getauft worden, habe es mir nicht ausgesucht, bin aus dem Scheißverein ausgetreten, der Kirchenaustritt ist jedoch lediglich ein Verwaltungsvorgang, kein metaphysischer, das heißt nach der inerten Logik dieses Irrenhaufens, einmal dabei, immer dabei, seine "Gotteskinderschaft" kann man nicht verlieren, sowenig wie die deutsche Staatsangehörigkeit, einmal getauft, immer getauft, der "freie Wille" zählt gar nichts, dabei bleibt dabei...., man kann sich höchstens bis zur Höchststrafe versündigen, aber selbst für einen sehr schlichten Katholiken, wobei, kurz gesagt, alle Katholiken sind eigentlich schlichte Katholiken, egal, klar sein müßte, gegenüber Ausschwitz, Vietnam oder was weiß ich für eine Scheiße, ist der Abfall vom Glauben doch wirklich nur ein sehr bescheidenes Delikt, oder will mir jemand sagen, " Du allmächtiges höheres Wesen, das wir verehren" (-Heinrich Böll-) könnte die finanziellen Verluste durch einen Kirchenaustritt nicht wieder gutzaubern? Genauso ist es mit dem "Ewigen Deutschtum", eine Wandinschrift der Universität zu Bobbeleloch, aus der Staatsbürgerschaft wird man nicht entlassen, Deutsch geboren, Deutsch geblieben, ob man will oder nicht... ich sage dann immer, ich habe die deutsche Muttersprache, bin aber Markgräfler, komme hier aus der Scheißgegend, bin hängengeblieben, Scheiße, aber kann die Scheiße nicht ändern, 'tschuldigung mein Herr. Habe mir den Dreck nicht ausgesucht, nee. Ich bin scheiße noch mal unterwegs weil ich mir eine neue Scheißbehausung suchen muß. Ein Spaß ist das nicht, nee. Drecksvermieter, Dreckseigenbedarf, Dreckssystem. Ich tappe mißmutig die Scheißstraße entlang. Lust auf diesen Scheißdreck habe ich absolut nicht! Zero! Aber eine neue wurmstichige Fickbude muß sein. Würde jetzt gerne, sehr gerne sogar ficken. Aber da ist ja die blöde Scheißromantik vor! Ich hasse das! Scheißnachmittag, jetzt ein paar mal entschlossen vor-und-zurück-und-mit-Rhythmus! Statt dessen schält sich so ein Scheißplattenbaulikeklotz aus dem Nachmittagsscheißnebel. Schlechter Bauzustand, will wohl keiner so recht mehr was reinstecken. Ich würde jetzt gerne... Schon das Wort... ach, Scheiße! Zu meiner großen Verwunderung bin ich das einzige blöde Arschloch zur Besichtigung. So'ne blöde Oma hat die Scheißwohnung von so'ner anderen blöden Oma geerbt. Alle werden alt, zu wenig blöde Dreckskinder, Scheißvergreisung. Vielleicht wär so'n Scheißatomkrieg doch 'ne ganz geile Kiste gewesen. Müßt' ich mir nicht schon wieder so'ne blöde Scheißdreckswohnung suchen. FUCK! Und ich ahne schlimmes! Wenn ich das einzige Arschloch bin, das sich interessiert... wahrscheinlich herrscht in diesem Scheißhaus die Pest! Die blöde alte Oma ist scheißfreundlich. Ich könnte ihr gleich in ihre faltige Visage kotzen. Scheinheilige Drecksschlange. Hirnsyphillikerin. "Aus unserem Telephonat habe ich geschlossen das Sie sich für Philosophie interessieren?" Was sülzt mich die Scheißkuh voll- wird man in dieser Drecksbude etwa gleich erschossen wenn man sich blicken läßt? "Deswegen habe ich auch erst mal niemand sonst eingeladen!" Heh, was hat die alte Votze mit mir vor? Aussaugen und auffressen? Was weiß die Sau von mir? Das ich ein armes Arschloch bin das seine verschissenen vergeigten Aktivitäten an der Schwanz-Uni mit beschissener verdreckter Arbeit finanzieren muß? Was geht? "Wissen sie, Herr Student (war die Scheißalte völlig gaga? Oder was?), hier wohnte tatsächlich ein Philosoph!" (War hier Scheißausschwitz oder was?) "Wir müssen einen Handel machen!" (Wenn ich DIE! ficken muß wird' ich aber ganz kurzfristig schwul! Aber hallo!) "Ich bin alt!" (Heh! Wenn ich 'was seh, dann aber das du blöde Sargaspirantin, du!) "Ich kann die Wohnung nicht heilemachen... ("heil"? "Heil-t- Hitler.- oder scheißwas????)"
Die ältere Dame mußte sich stützen. Ihr Atem ging rasselnd. (Lang macht's DIE aber nicht mehr! Soll ich hier den Scheißzivi spielen oder wa?) "Der Herr Anusserl war auch schon alt!" (Ein Scheißwortspiel- oder wie?) "Er hat es ja auch nicht bis an die Universität geschafft...!" (DAS spricht allerdings für den blöden Sack- wollte mich die alte Kuh mit dem Namen jetzt völlig verarschen? Was ging?) "Aber geschrieben hat er immer!" (Wie Jack Kerouack auf Klopapier - oder wie?) "Der Arme- ausräumen konnt' er nich' mehr, renovieren schon gar nicht, und ich kann es auch nicht mehr, mein einziger Enkel sitzt im Knast...!" (...saubere Familie, das..) "Aber-ich lass' Ihnen natürlich 'was nach....! (Heh! Das war Scheißmusik für meine Lauscher!)
"Sie müßten hier aufräumen, sich das wieder schön machen, vielleicht gucken, ob die Wissenschaft (etwa die vom Ficken?) etwas von der Arbeit von Herrn Anusserl brauchen kann... und so... dann würden wir, glaub' ich, schon...!" (Pause!) "... Und! Ich will Ihnen noch 'mal was zeigen...!" Die ältere Dame stieß energisch tiefer in die Wohnung vor und klappte entschlossen einen merkwürdigen Flugkoffer auf. "Da!" stieß sie mit einem irgendwie triumphierenden Unterton in der Stimme aus, "die Manuskripte des Herrn Philosophen Anusserl!" Neugierig, ohne das ich mir so genau erklären konnte auf was eigentlich, trat ich näher. Ich nahm ihr einen der schreibmaschinengeschrieben Packen aus den Händen. "Widerrechtliche Ausübung der Sternenkunde" war er überschrieben. Ich warf einen nachlässigen Blick auf das Typoskript. "Meine Wissenschaft handelt vom Menschen..." entzifferte ich flüchtig. " Da dies verboten ist pflege ich ein Bild... ich nenne es die " Sternenkunde... !"
Plötzlich fing in meinem Kopf etwas an zu wackeln. "Ich nehme die Sch...,äh, ich meine, die Wohnung würde mich interessieren...!
Die alte Dame strahlte mich an.





KAPITEL 2:



KEINE PHILOSOPHIE IM BOUDOIR,PHILOSOPHIE AUF DEM DACHBODEN



"Die Nacktheit der Frau ist weiser als die Lehre des Philosophen!"

(Max Ernst)


Mannomann!
Das lief mir natürlich 'rein wie Baumöl! Die Bude von 'nem waschechten Philosophen und so. Und dann noch seinen ganzen Scheiß erben, das kam verstärkt. War sowieso ziemlich klamm im Moment... einiges von dem Prüll schien mir zur Ergänzung meines kargen Hausrats ganz gut geeignet, der Rest konnte verhökert werden, hatte aus den Augenwinkeln schon gecheckt, daß 'ne Menge von dem Kram durchaus flohmarktkompatibel war, keine Frage. Vielleicht fand sich auch irgend so ein Schnarchproff von der Uni der an den nachgelassenen Schriften Interesse hatte.... oder am Wichstagebuch des alten Sacks, ich konnte mir nicht vorstellen, daß bei so Philosophensäcken viel abging in der Hose, die hatten doch die totale Vergeistigung oder so'n Quark, und die Weiber sahen wahrscheins aus wie das Fallobst unterm Zitronenbaum... egal, ich war bereit, die schwere Bürde des Erbes anzutreten. Ich konnte es kaum aushalten, bis mir die alte Zwetschge endlich die Schlüssel 'rübergeschoben hatte. Mit ein paar netten Worten steckte ich mir den Wisch mit ihrer Kontonummer ein, versicherte ihr fünfmal "ja ja, Dauerauftrag, klar, mach ich....!", und atmete auf als ihr Schrumpelarsch endlich aus der Tür verschwunden war. Supi! Endlich Herr im neuen Heim! Gleich mal um die Ecke zum Kiosk, der Geschäftsabschluß mußte begossen werden. Dem Kioskheini machte ich gleich mal klar, daß er seinen zukünftigen Nummer eins-Stammkunden vor sich hatte. Interessierte den alten Hengst nicht die Bohne. Unterhielt sich lieber mit so ein paar verstrahlten Asseln, die aussahen, als stünden sie schon ihr ganzes Scheißleben lang vor der Bude und kippten sich Britzelwasser hinter die Binde. Mürrisch schob mir der Depp die Plastiktüte mit den Kannen rüber. Na, das mußte aber noch besser werden! Den Gerstensaft wieder in die neuen Räumlichkeiten gewuchtet, ab an den Philosophenarbeitsplatz, so ein derbes Gerät von einem Schreibtisch, wahrscheinlich tilecht, oder wie man das nannte. Kanne auf, Beine hoch, doch, meine Docs kamen gut auf der leicht staubigen Platte, zum Glück war es lange her, seit dem ich das letzte Mal in Hundescheiße geraten war. "Auf Anusserl, den genialen Denker! Prost, du Hirnhengst! Hats auch nicht zum Nobelpreis gelangt, so doch wenigstens zum Gewinn des Preisausschreibens in der ‚Bäckerblume'! Meine Glückwünsche! Möge auch in deinem kühlen Grab noch so mancher Geistesblitz knattern, hähähähä!" Ich beömmelte mich fast wegen meines Trinkspruchs. Vielleicht sollte ich Trauerredner bei Beerdigungen von Konfessionslosen werden, oder so. "Und nun, Herr Professor, darf ich im Namen des Nobelpreiskomitees zur Begutachtung und Bewertung ihres Wichstagebuchs schreiten!", für diesen Satz hatte ich meine Stimme noch mehr verstellt als bei meinem Toast auf den großen Gelehrten, mit meinem Gekaspere kam ich bei meinen Freunden immer gut an, aber die hockten nun ja in meinem alten Stadtteil. Im Geiste nahm ich mir vor, zu Ehren des Verblichenen eine ziemliche Party hier in der Bude zu schmeißen, Saufen stand doch sicher ganz hoch auf dem Stundenplan bei dem Philosophenpack, anders kam das doch gar nicht in Gang oder so. Ich zerrte an den oberen Schublade. Sie klemmte leicht, aber mit einem energischen Ruck glitt sie auf. War ganz leicht, fühlte mich enttäuscht. Leer bis auf einen komischen Zettel. "Mein geistiges Vermächtnis liegt auf dem Dachboden. Gez. A. Anusserl", entzifferte ich die krakelige Handschrift. He! Das war doch eine Checkung wert! Ich zog die Kanne auf Ex und stürmte die Treppen hoch. Im zur Wohnung gehörigen Verschlag fanden sich nur ein paar Stapel sporfleckiger Bücher, machten nicht den Eindruck, eine "Josephine Mutzenbacher"-Originalausgabe sei darunter, und ein abgeschabter, speckiger Pappkarton. Ich zog ihn an mich und eine wahnwitzige Staubwolke wurde aufgewirbelt. Ich hustete. Hier auf dem Dachboden war mir das Licht zu schlecht. Ich verkniff mir einen ersten vorsichtigen Blick und packte mir das Teil lieber unter den Arm. Zack, der Karton platschte auf den ehrsamen Gelehrtenschreibtisch. Neue Kanne auf und mal die eingebaute Elektronik auf Studienmodus gestellt. Im Karton fanden sich mit so'ner altmodischen Schreibmaschine getippte Blätter. Was sollte dat denn? Konnte so'ne Schote was sein. Halbwegs neugierig war ich schon, neugierig bin ich eigentlich immer. Besonders an der Wand zur Damenumkleide, hähähähä. Auf meine Witzchen kann man sich verlassen, jau! Das sagen auch Wolli, Prünni, Pfitzi und Berni, Alder, und die müssens ja wissen, sind ja meine Kumpels, und wenn dies nicht wissen- Alder, frag ich Dich wer dann? Also her mit die jungen Bräuten... Ich überflog das erste.



KAPITEL 3:



MISSIONARSSTELLUNG

"Los sag was!"
Ratlos blickte ihn der andere Theologiestudent an. "Irgendwas- irgendwas was mich noch dazu aufgeilt!" "Du... ich weiß nicht, ich mein... was wir hier tun.... so richtig ist das doch nicht,.... oder?" "Red' kein Scheiß! Alle hier im Seminar machen ab und zu miteinander 'rum - hier hats schließlich noch keine Haushälterinnen!" Dem Statement folgte ein boshafte Kichern. Aufmunternd krallte Ratzinger seine Hände in den Rücken des vor ihm in der Dusche kauernden Lehmann, beides blutjunge, aufstrebende katholische Theologiestudenten. "Los- mach schon zu- nimm den Mund... ja ja... den Mund....los...!" Die Stimme ging gehetzt, zischend. Lehmann schaute noch entgeisterter. "Also... also... Du, das geht zu weit! Mit der Hand... aber in den Mund...das kann nicht sein...!" Betont altklug setzte er ein etwas dümmlich wirkendes: "dann kann ich ja auch soiweso nix sagen!" nach. "Scheißegal, los jetzt, ich brauchs,- hörst Du, ich brauchs...!" Ratzinger stöhnte unterdrückt. Lehamnn schien sich zu fügen. Er nahm seine mechanischen Bewegungen wieder auf. "Mensch, mensch, Kerl, fällt dir denn nix geiles ein, scheiße noch mal?" Der athletisch gebaute Student wand sich vor und zurück. Lehamnn schien nachzudenken. Offensichtlich war es schwierig für ihn, zwei Dinge gleichzeitig zu tun. Beim Grübeln vernachlässigte er seine händischen Pflichten, Ratzinger grub seine Nägel erneut tief in das Fleisch des jungen Priesterkandidaten. Dieser quittierte die Marterung seines Fleisches mit einer Verstärkung seiner heuer ohnehin sehr kapitalen Erektion. Fast wurde in ihm der Wunsch übermächtig, selbst von den kundigen Händen Ratzingers verwöhnt zu werden. Aber da war nichts zu machen, "nacheinander", so hatten sie es vorher ausgemacht. Pflichtschuldig verstärkte er seine Bemühungen und versuchte das verlangende Pochen in einer Leibesmitte zu ignorieren. Ihm war etwas in den Sinn gekommen, was ihn seit jeher stark beschäftigte. Er sann kurz nach einer angemessenen Formulierung seiner gedanken und legte los. " Sollte man bei der notwendigen, daher zwar nicht wünschenswerten, aber notdürftig legitimen, Ausübung der Fortpflanzung dem Beispiel der Natur folgen und die Zusammenkunft der Zeugungsglieder von hinten arrangieren oder ist die Schändlichkeit dieses Treibens geringer, wenn man sie von Angesicht zu Angesicht ausübt und so das Element der Leib- seelischen Gemeinschaft mit einbringt?" Ratzinger schnaufte verdutzt. "Wobei", fuhr Lehmann hoffnungsfroh fort, "das Beispiel der Natur nicht a priori abzulehnen ist, nimmt doch die Frau dabei den ihr gebührenden Platz ein...." "Hast du nichts schärferes auf Lager, heh? Wir sind hier doch nicht bei Schröder und seiner bescheuerten ‚Moraltheologie zwei'!" Ratzinger verzog genervt sein Gesicht. Lehmann ließ sich nicht beirren. "Die Kirche tendiert zur alleinigen Begegnung von Angesicht zu Angesicht, mit der unten liegenden Frau als kanonisch-dogmatische Vorschrift.... meiner Ansicht greift eine solche Betrachtungsweise zu kurz...!" Ratzinger verlor die Contenance. Mit einem energischen Ruck zog er sich aus den entschlossen knetenden Händen Lehmanns zurück, griff an dessen Wangen und quetschte dessen Kaumuskulatur. Überrascht öffnete der Überrumpelte seinen Mund. Sofort wurde das pralle Genital des hoffnungsfrohen Studenten darin versenkt. Lehmann schluckte krampfhaft. Ratzinger spürte die wohltuendsten Sensationen. Was nicht ohne Folgen blieb. In spastischen Wogen entlud sich die Liebesflut in das bis dahin unschuldige Mundwerk. Schadenfroh kicherte Ratzinger. "Und jetzt machen wir die Probe auf's Exempel! Wir gehen in die Forschung!" Dabei drehte er sich um und streckte seinem Partner verheißungsvoll sein Gesäß entgegen. Lehamnn versuchte sich schon wieder zu zieren. "Man hört, in einigen überseeischen Missionsgebieten würde die Begegnung der Geschlechter von Angesicht zu Angesicht mit der Bezeichnung ,Missionarsstellung' bezeichnet... ", versuchte er fadenscheinig abzulenken. "Scheiße! Das sind dann die verdammten Evangelischen!" keuchte Ratzinger und griff sich den prallen Schwengel.



KAPITEL 4:



JUNGER MANN; WAS NUN?

Heilige Scheiße!
Was war das nun für'ne Sauerei? Hatte der olle Sack noch alle Fünfe stramm? Sollte das so'ne Art Katholikenporno sein oder was sollte das werden, wenns fertig war? Obwohl, so'ne witzige Note hatte das schon... Philosphie hatte er sich denn doch anders vorgestellt, wenn er denn man ehrlich war. Ganz uninteressant war es nicht, jedenfalls, wahrscheins hatte der Professorensack sich da einen drauf runtergeholt oder so, oder wozu sollte das wohl gut sein. Na, auf die Gesichter von seinen Jungs war er schon mal gespannt... die würden Augen machen, er in so'ner Klassebude und dann noch gleich in der Unterwäsche von so'nem Eierkopf wühlen dürfen... nachdenklich fragte er sich, was wohl der Haken bei der Sache sein mochte... so ganz wie der ideale Schwiegersohn wirkte er nun nicht gerade, und wenn er ehrlich war, ein bißchen Fahne hatte er schon von Anfang an mitgebracht, seine Klamotten waren nun nicht von Armani oder wie der hieß, sondern alle schon ein wenig, äh, gebraucht, seine Frisur volle Bratze verstrahlt, die Docs an den Flossen auch nicht frisch gewienert und die volle Dröhnung Löhnung hatte er auch nicht auf der Kralle.... wieso war die Alte so schnell beim Deal dabeigewesen? Spukte der alte Sack hier noch rum oder gab es am Ende Insektenerscheinungen? Ratten? Hausschwamm?
Egal.
Er durfte ja eh nicht so hohe Ansprüche stellen, selbst mit dem einen oder anderen Haar in der Suppe hatte er das große Los gezogen, so oder so. Er griff sich die nächste Kanne und beschloß einfach, das Geschäft zu feiern. Die Füße hochgepackt zog er nachdenklich an seiner Bierflasche.



Kapitel 5:



MINDTRIP

Der etwas geschleckt aussehende Herr im weißen Kittel legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. "Junger Mann,- was soll den schiefgehen?" Ich blickte ihn nach wie vor zweifelnd an. Er hielt meinem Blick stand. Ich traute diesem Burschen nicht. Hinter der Latin-Lover-Italo-Zuhälter- Erscheinung konnte schließlich alles- alles!- mögliche verborgen liegen. Der Typ war nun wirklich nicht die Sorte Tschappo von dem ich ein gebrauchtes Auto kaufen würde. Vielleicht würde ich ihn im Dunkeln noch nicht einmal aus meinem Gesichtsfeld lassen... so'ne Type in meinem Rücken.... schudder! Warum hatte er sich wohl das Namensschildchen von seinem bescheuerten Arztkittel abgetrennnt? Der erste Buchstabe nach dem geschissenen "Dr." war ein "E" gewesen... und das brachte mich brutal auf den Boden der Tatsachen zurück.... wenn ich mich nicht die nächsten Wochen ausschließlich von Zonen-Billig-Bier aus dem "Normal"-Laden ernähren wollte, sondern ab und an mal vor die Hütte, Tanzbein schwingen ab und an und mal den steilen Bräuten auf den Zahn fühlen- das alle ging ohne zwei Dinge garantiert nicht: etwas Moos auf der Kralle und ab und an mal ein "E" einbauen, noch blöder als all die Strizzis um einen herum konnte man auch nicht werden... klaro, Alder, ohne ein "E" in Ehren.... beide meine Probleme hingen ganz ursächlich zusammen, irgendwie war Geld der Treibstoff hinter dieser unserer Existenz, mußte wohl eine dieser "knappen Respurcen" sein, von denen die Eierköpfe immer quatschten... Resigniert zuckte ich mit den Schultern. "Keine Romane, Alter!", der Typ guckte leicht indigniert, war von seinen Sklavenschweinen hier ein bißchen mehr Schleimscheißerei gewohnt, "was bleibt mir über- ich tu's doch nur wegen der Patte...!" Er schien einen Augenblick im Gripskasten kurbeln zu müssen, bis er den vollen Sachverhalt meiner Worte dechiffriert hatte. Er nickte selbstgefällig-befriedigt. "So kommen die unterschiedlichsten Interessen auf das Vorteilhafteste zusammen, hähähä!" feixte der alte Quacksalber. Alarmiert sah ich, wie er eine derbe Injektionsspritze hinter dem Rücken hervorholte und prüfend ein Tröpfchen herauspresste, mit einem Auge fixierte er die Nadel, das andere kniff er angestrengt zusammen. "So so, der Herr junger Mann- nun mal husch- husch ins Körbchen!" Seine Stimme hatte einen Unterton, der mir ganz und gar nicht behagte. Die Jovialität schien vollkommen von ihm abgefallen. Ich mußte es mir eingestehen: so bekam ich schlicht nackte Panik. Ließ mir aber nichts anmerken. Er gab einer seiner Medizinisch-Technischen Assistentinnen einen Wink. "Bitte machen sie sich frei!", "ganz!" setzte sie nach einem kurzen Moment nach. Mich nackicht machen- vor so'ner Wuchtbrumme? Mann, war das ein Zahn! Mühsam gebändigte blonde Lockenpracht und ihr Berufskittel ließ auch mehr durchblicken als er zu vertuschen versuchte... vor so'ner Braut alle Hüllen fallen lassen? Und wenn ich hier ein Musterrohr kriegte? Was sollte die denken- vielleicht konnte ich mich mit der ja noch mal verabreden, irgendwann, meinetwegen sogar ins "Why Not", diesen BWL- Scheißstudentenschuppen.... Die beiden hatten aber so was keinen Sinn für Sperenzchen. Mit etwas mehr als sanfter Gewalt drückte mich der Kurpfuscher auf so'ne Art High-Tech-Liege. Die blonde Klassebraut verzurrte Arme und Beine mit so ner Art Handschellen, die an der Bettstatt befestigt waren. Sie rollte irgendwelchen aufwendigen Apparaturen heran, von denen ich nichts verstand. Keine Checkung, null. Au! Die Kanüle wurde mehr in meine blöden Adern gerammt als eingestochen. Sofort hatte ich den Drall zum Wegdriften. "Sie müssen wissen... wir können den Verbrecher nur verstehen lernen, wenn wir exakt wissen, wie es in seinem Kopf aussieht.... deswegen werden sie sich jetzt ein wenig in dessen Gehirn umsehen.... seien sie stolz- sie sind der erste Hirntaucher der Geschichte!" Das letzte hatte ich aber schon nur mehr geahnt als wirklich gehört. Schwärze.

Schlagartig wurde es wieder hell. Geblendet kniff ich meine Augen zusammen. Verblüfft registrierte ich meine Umgebung. Ich fand mich auf einer hellen, sonnen-beschienenen Waldlichtung wieder. Eine fast heiter anmutende Sommernachmittags-stimmung. Ein brünstiges Gebrüll ließ mich herumfahren. Scheiße! So sah sich also Schmökel selbst- in seinem Unbewußten! Eine superathletische Figur, der Dreckskerl war splitterfasernackt, gut und gern Zweimeterdreißig hoch, Muskelpakete wie der dämliche Tarzan höchstpersönlich, von oben bis unten merkwürdige Tätowierungen und ein Riesenteil da vorne hängen, also so ein Riesenteil, so was gabs ja gar nicht, hatte ich nur mal in so nem dämlichen Artikel in der "Super-Ilu", die ich mir mal aus Jux an der Tanke mitgenommen hatte, beim Bierholen, so über scheußliche exotische Krankheiten, da gings um so angebliche Viren, die beim Befallenen irgendwas ins riesenhafte wachsen ließen, konnte angeblich alles befallen, auch die Geschlechtsteile, völlig abgefahren, dann wurden die Pimmel also so riesengroß, daß man sich Knoten 'reinmachen konnte, nee, hatte ich ja für 'ne beschissene Photomontage gehalten, schien aber doch was dran zu sein... oder war es nur, weil ich jetzt bei diesem Arschloch in seiner Phantasie war? Scheiße! Das Schnauben galt mir! Der Typ stürzte voll in meine Richtung... instinktiv machte ich nen Satz und suchte mich in Sicherheit zu bringen.... He! Etwas lief ganz falsch... mein Schwerpunkt war irgendwie anders... Mann! Was hatte ich den da vorne rum? Das waren ja dicke Brüste! Und scheißlange Haare schlackerten um meine Fresse! Blond! Hatte ich doch nur in meiner Phase als Asselpunker, nachdem mich damals die scheiß Land-WG hrausgeschmissen hatte, da hatte ich mir die blondiert, hatte ich aber über... und dann, diese weiße Kutte- ein beschissener Arztkittel! Und irgenwie fühlte es sich an, als hätte ich nur so nen komischen Winzschlüpfer 'drunter... siedend heiß kam mir die Erleuchtung- der Idiot, dieses Riesenarschloch!,- hatte auch diese Schwesternbraut gesehen bevor die ihn ins Reich der Träume schickten... anscheinend hatte die ihm auch ganz gut gefallen, wenn mich die Infos über diesen Scheißer nicht trügten, hatte er mich wahrscheins ein wenig verjüngt, das war ja so'ne "vierzehn-ist-zu-alt-für.mich!"-Type, sollte ich mich wohl geschmeichelt fühlen, manchmal fühlte ich mich ja soo alt, besonders wenn's mal wieder etwas heftiger in die Biere gegangen war.... aber dem Gebrüll nach war jetzt keine Zeit für nen Faltentest....! Ich nahm die Beine in die Hand und witschte ins Unterholz.

"Süüüüße!... bleib stehen.... ich krieg dich doch!" kreischte das Ungetüm in einer ganz unangenehmen Tonlage. So etwas tuntig-schwülstig mit einem Schuß Borderline-Syndrom 'drin... meine Bluttemperatur rutschte in den Keller, trotz des heißen Sommertages.... Die blöde Braut hätte ruhig man mal mehr Sport machen sollen- dies Fahrgestell sah auch besser aus, als daß es ordentlich Fahrt machte... scheiße, der Typ kam immer näher. Sein brünstiges Gegröhle ging mir ganz gut auf den Zeiger.... scheiße! Ich hatte eine böse Ahnung: wenn das der Schädel von diesem Drecksskerl war, besser gesagt, in dessen Schädel drin, sozusagen, dann bestimmte doch der Scheißtyp, was für ein Film hier lief? Also war das das Drehbuch von dem Heini? Ich sozusagen seine sexuelle Phantasie? Oder mußte man hier sagen" als seine sexuelle Phantasie" , oder wie oder was? Ich also seine -noch?- lebendes Wichsvorlage oder was? (Holte er sich am Ende auf diesen Scheiß hier einen 'runter???)- Hoffentlich war die Betäubung auch wirksam....! Scheiße! Mir ging langsam die Luft aus... hatte das Mädel nicht nur keinen Sport getrieben, sondern auch noch gequarzt wie der Henker? Oder ging die Formschwäche auf das Konto der kranken Phantasie von dem Arschloch? Mir war als könnte ich schon den aufgegeilten Atem von der Drecksau spüren.... Scheiße! Es war keine Einbildung gewesen! Der Typ packte mich! Ich versuchte einen Haken, brachte einen Baum zwischen uns, wich aus, versuchte abzutauchen, der Scheißer war jedoch zu schnell, packte mich, -scheiße, hatte der Kraft!,- ich flog auf das Moos, der perverse Wichser hatte sich da so dicht und lückenlos wie einen Hirtenteppich vorgestellt und sogar die lästigen Insekten wegphantasiert, das Vieh schmiß sich über mich, pfeifend entwich die Luft meinen Lungen und,-....

Mit einem hässlichen Klirren zerschellte die halb leere Bierflasche auf dem Parkett vor dem enormen Schreibtisch. Vor Schreck fielen meine Beine mit den schweren Docs, die ich bequem auf der Tischplatte plaziert hatte, auf den Boden. Der Schwung schmiß mich aus dem gepolsterten Schreibtischsessel, in dem der Rest meiner Wenigkeit ruhte. Scheiße!
Ich war wohl eingenickt, klar, das gute Bier, "Hopfentee macht müd!", wie man so schön sagt. Scheißegal, so'n kleines Nickerchen schadete eigentlich nie, nur blöd, daß ich die beschissene Sauerei wieder wegmachen konnte. Mürrisch murmelnd suchte ich mir ein neues Blatt aus dem Stapel von dem blöden Unitypen und fing unlustig an zu lesen.




KAPITEL 6:



DIE 120 TAGE VON HÜRTH

"Har har,- so schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe,- Zlatko kommt aus seinem Karriereloch und wir haben so'ne Promifresse, na ja, fast, haarscharf an der EX-Promifresse vorbei, für lau in der Staffel...!" Blechstein, der Produzent, rieb sich die Hände. Simone, seine sehr blonde Praktikantin, erwiderte sein hämisches Grinsen. Mit schlurfenden Schritten verschwand der Schwabenmazedonier, seine abgewetzte Sporttasche im Arm, im verlebten Container. Die beiden schüttelten ihre Köpfe. Halbherzig hatte man im Vorfeld den Kandidaten, auch dem Champion der ersten Stunde, die etwas verschärften Bedingungen zu erklären versucht. Natürlich nicht so deutlich, dass die armen Schweine am Ende noch abgesprungen wären. Die Serie war in letzter Zeit etwas aus der Publikumsgunst herausgefallen, nun hatte das gesamteuropäische Konsortium, das die Serie inzwischen produzierte, alles auf eine Karte gesetzt und mit einer gewaltigen Werbekampagne, die, nebenbei bemerkt, um Größenordnungen teurer war, als die eigentliche Produktion, noch einmal das eingeschlafene Interesse an der Realitysoap hochgekitzelt. Man hatte in fadenscheinigen Andeutungen, haltlosen Hinweisen und miesen Gerüchten bei einem breiten Publikum noch einmal den Eindruck erweckt, spannende Situationen würden sich einstellen. Hochgepokert, das Ganze. Ohne Quote konnten sie sich mitsamt ihrer Firma eindosen lassen. Das es diesmal härter zugehen würde belegte schon die Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten. Der schwäbisch-mazedonische Industriemechaniker, inzwischen an Suff und Drogen fast gescheitert, war bei weitem der harmloseste. Kindermörderinnen, auf Bewährung in Freiheit, Selbstmordkandidaten, mit der Verheißung auf Publicity für ihren Abgang aus dem Internet gelockt, ein an der Brutalität der Konkurrenz gescheiterter Zuhälter, Bankrotteure, kurz, der Kreis der mitwirkenden rekrutierte sich aus den dunkleren Zonen der menschlichen Existenz. Viel Aufwand hatte man getrieben, um die neuen, nur durch spektakuläre Gerüchte ahnbaren Spielregeln geheimzuhalten. Alles auf eine Karte, das saß! Der etwas müde in den Container schlurfende Deutschmazedonier schrak zusammen, als ihm das derb gebrüllte Kommando "Ausziehen!" entgegenschallte. In dunkle Dienstkleidung gehüllte Ordnungskräfte rissen ihm seine Sporttasche aus der Hand und schmissen sie in einen dumpf auffauchenden Müllschlucker. Verlegen entledigte er sich seiner Bekleidung. Sein Versuch, wenigstens seine mit erotischen Motiven bedruckten Shorts anbehalten zu dürfen, wurden mit einigen derben Handgriffen im Keim erstickt. Nackt wie er einst aus Mutters Schoß gekrochen, schubste man ihn durch eine weitere Tür. "In der Sporttasche waren aber aber meine Drogen...!", jammerte er mit einem widerlich kriecherischen Tonfall. "Da drin hats Drogen genug!", bellte einer der Ordner. "Der Nächste!" Die Tür schloß sich hinter Zlatkos immer noch recht ansehnlichem Gesäß.

Über der Rheinmetropole blitzte es hell im Nachthimmel.
Eine kleine Abspaltung eines minder bekannten Metereoriten, nicht von bemerkenswerter Masse, jedoch genug, um den Durchgang durch die Erdathmosphäre mit einem Restgewicht con knapp unter fünf Kilogramm zu absolvieren, näherte sich dem kleinen Vorort von oben. Seine bemerkenswerte Geschichte war dem kosmischen Geschoss nicht ohne weiteres anzumerken. Die Herkunft des viel größeren Brockens, von dem sich der Flugkörper gelöst hatte, verließ den Rahmen des Konventionellen. Die erdrückende Überzahl der meisten Kometen und Metereoriten stammt bekanntlich aus der sogenannten Oort'schen Wolke, die sich um das Sonnensystem schmiegt und einen Überrest der Bildung der Himmelskörper aus dem stellaren Urnebel darstellt. Bei dem Besucher des heutigen Abends verhielt es sich jedoch anders. Der Materiebrocken stammte ursprünglich aus einem anderen Sonnensystem. Das Zentralgestirn dieser Formation war im Übergang zur Nova explodiert und hatte den Metereoriten auf seine weite Reise geschickt. Der eigentliche Vorgang liegt schon so lange zurückt, das die damals so leuchtkräftige Erscheinung am Nachthimmel irdischen Augen verborgen geblieben ist, obwohl sie sich sozusagen in der nächsten kosmischen Nachbarschaft abspielte, möglicherweise nahmen es damals irgendwelche Neandertaler als gutes Zeichen, allerdings wird sich das nie mehr eindeutig klären lassen. Der Brocken ist inzwischen, nach weiter Reise, im Sonnensystem der Menschheit eingetroffen. Der Durchgang zwischen Erde und Mond riß durch Schwerkrafteinflüsse einiges Material aus dem kosmischen Reisenden. Die meisten der abgesprengten Fragmente begleiten auf paralleler Flugbahn ihren Stammvater. Einer, unser nächtlicher Besucher, wird jedoch von der hiesigen Schwerkraft eingefangen und strebt der Erdoberfläche entgegen. Seine Flugbahn führt ihn nach Hürth. Abgesehen von der weiten Reise, die der Brocken hinter sich hat, gibt es eine weitere bemerkenswerte Tatsache. Der kosmische Flugkörper stammt von einem Planeten, der bis zum spektakulären Ende seines Zentralgestirns, seinem Brennschluß sozusagen, von blühendem Leben erfüllt gewesen war! Zum Trost für sensible Gemüter sei angemerkt, dass den dortigen Intelligenzen schon Jahrtausende vor diesem heiklen Vorkommnis die Auswanderung mit Hilfe ihrer absolut überlegenen Raumfahrttechnologie geglückt war. Was man den fremdartigen, aber übrigens ganz und gar nicht unsympathischen Intelligenzwesen beim besten Willen nicht verdenken kann ist, dass sie bei ihrer Auswanderung sorgsam vermieden, die auf ihrem Planeten heimischen und dort immer ein großes Problem dargestellt habenden recht hässlichen und bösartigen Infektionskrankheiten zurück gelassen zu haben. Ganz im Gegenteil, sie haben sich mit großer Akribie und sehr erfolgreich bemüht, diese Plagegeister aus ihren Raunfahrzeugen fernzuhalten und ein für allemal los zu sein. So entstand die Situation, das der finalen Katastrophe zwar keine denkenden und fühlenden Wesenheiten zum Opfer fielen, jedoch eine bizarre Schar vom aggressiven Mikroorganismen. Das Leben geht seinen Weg, deshalb halten solche Phänomene durchaus Weltraumbedingungen aus. Unbemerkt beantwortete sich so die Frage nach der Existenz von außerirdischem Leben. Genauso unbemerkt durchschlug der Brocken das Blechdach des Containers und klemmte sich in die aus fernsehoptischen Gründen eingebaute gefällige Holztäfeldecke.

Diese Situation stellte sie alle vor große Herausforderungen.
Man hatte die Kameras eingeschaltet.
Nackt saßen sie um den großen Gemeinschaftstisch des Containers und mußten alles erstmal etwas verdauen. Die im Augenblick beängstigendste Spielregel war die, dass sie sich ausschließlich aus von der ansässigen Bevölkerung zur Verfügung gestellten Biomülltonnen zu ernähren hätten. Bis die ersten barmherzigen Spenden eintrafen war also Hungern angesagt. An den wechselseitigen Anblick ihrer Blößen gewöhnten sie sich dagegen schnell. Der sinnenfrohe Schwabenmazedonier hatte zunächst noch mit Resten seiner repressiven muselmanischen Schamerziehung zu kämpfen gehabt, wußte jedoch schnell sich auf die Situation einzustellen und musterte die anwesenden Damen mit recht unverhohlener Neugier. Zur Feier der neuen Staffel hatte die Produktionsleitung ein paar Paletten Dosenbier gestiftet. Nun saßen sie nackt um den Baumarkttisch, der das Zentrum des Containerlebens bildete. Zum Glück hatten sie alle bis auf das magersüchtige Gelegenheitsmodel, das um einen gewissen neurotischen Einfluß sicher zu stellen, gecasted worden war, vorher noch ausgiebig gegessen. Das Gelegenheitmodel konnte deswegen nach zwei Dosenbier nur noch lallen. "Alles Schweine... wollennulldaseine.... willgrossrauskomm.... muß ma halt zeigen, was mahat...!" Dieser Satz wiederholte sich gleichförmig oder in leichten Variationen. Nach dem vierten Bier mußte sie übergangslos kotzen. Unvermittelt richtete sie sich auf, preßte ihre Hände auf den bauchnabelfreien Unterwaschbrettbauch, ihr Stuhl kippte um, offensichtlich versuchte sie noch die rettende Toilette zu erreichen, stolperte aber, schlug lang hin und schon kam es in kräftigen Schüben. Die kleine Abendgesellschaft war einen Augenblick ratlos. "Lass die Oma doch liegen, wa!", zischte Zlatko, weil sie einfach nicht sein Typ war. Er wollte mehr so mit Blond und so. Die humanitär gesonnene Fraktion setzte sich aber nach kurzer Beratung durch, man hob die federleichte Gestalt auf und bettete sie auf die Produktionscouch. Ein besonders eifriger Kavalier befeuchtete ein Handtuch und reinigte das Gesicht der unglücklichen jungen Dame. Bald zeigte ein sich ruhig und gleichförmig senkender und hebender Brustkorb das die Mitbewerberin eingeschlafen war.

Gleich zu Anfang so ein Hammer! Der Produktionsleiter rieb sich die Hände. "Die gehen ran wie Blücher- wenn ich an die Altersheimer vom letzten Mal denke....! Das wird ausgebaut- das Ganze noch mal mit Zoom- und Zeitlupe, wenn ich bitten darf!" Hastig machten sich die Techniker an die Arbeit.

Die kleine Runde hatte ich wieder am Tisch eingefunden. Trotzig war Zlatko sitzengeblieben und hatte demonstrativ den Trubel ignoriert. "Bei der Alten wirste nich blind wenn de se siehst!" zischelte er mehr zu sich selbst. Er hatte nun ein paar Biere Vorsprung. "Du, ich finde dich Scheiße!" Zlatko blickte irritiert auf. Dieser Anwurf kam von einer anderen weiblichen Teilnehmerin dieses gruppenexperiments. Gerüchteweise sollte es sich um ein ehemaliges Mitglied einer weiblichen Popgruppe handeln, die ebenfalls einen Karriererelaunch anstrebte. Ohne lange zu überlegen überschüttete er Gesicht und die leicht braunhäutige Blöße der Schönen mit dem edlen Gerstensaft. Jemand der sich anscheinend bei der Tante liebkind machen wollte spuckte ihn an. Ein dicker Gelber troff von seiner Nasenspitze. Das war gekonnt, alle Achtung, dachte man sich am Tisch. Zlatko ließ das nicht auf sich sitzen. Er sprang auf und begann den Übeltäter zu würgen. Der Spucker war irgendwie so ein Zivildienstleistender aus der Eifel; sein Casting verdankte er allein der Tatsache, das er einer Anforderung genügte, die der Angelsachse als "well hung!" zu bezeichnen pflegt. "Hähä,- damit kriegen wir auch die Schwulen! Wenn die das Ding sehen...!" hatte sich der Produktionsleiter die Hände gerieben. Die beiden Gestalten rangen stumm bis auf gelegentliche Beschimpfungen mit einander. Der Zivildienstleistende konnte sich einen Augenblick von seinem Gegner absetzen und verpasste ihm einen präzise gesetzten Kinnhaken. Zlatko ging auf die Bretter.

"Diesmal stimmts einfach!", murmelte ein äußerst angestrengt die Vorgänge beobachtender zu seinem Monitor. Blechstein signalisierte ihm "Daumen hoch!"

Uhr trug er ja auch keine mehr.
Er wußte nicht, wie lange er bewußtlos gewesen war. Mühsam rappelte er sich auf, sein Kopf schmerzte höllenmäßig. Egal. Ein paar Bier 'drüber, dann stimmte der Laden wieder. Er griff sich eine neue Dose und nahm seinen Stuhl wieder ein. Was er nun sehen mußte beunruhigte ihn aber doch. Mit allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen gingen beängstigende Veränderungen vor sich. Zwei am Tisch, die für ihn krank aussende Afrotante mit den Dreadlocks und der eine ander Penner hatten ihre Zungen ineinander verschränkt. Die Zungen waren gut einen halben Meter lang und die eine giftgrün und die andere pissgelb. Komisch!
Aus allen Köpfen schlängelten sich kleine Tentakel. Alle Augen am Tisch waren blutunterlaufen, einige nur mehr als schwarz klaffende Löcher vorhanden. Körperteile fielen ab wie auf der Jahreshauptversammlung einer Lepraselbsthilfegruppe. Einige aus der kleinen Gruppe waren nur noch als Torsi vorhanden. Zufällig blickte ihn ein abgefallener Kopf an. Ihm wurde flau im Magen. "Das sieht ja ziemlich Scheiße aus!", dachte er bei sich. Nachdenklich musterte er seine bierdosenhaltende Hand. Menschmeier!
In der Zwischenzeit hatte sie sich mit extremen Hautabszessen übersät. Sozusagen eine einzige offene Wunde. "Mensch, die Pfote sieht ja aus wie'n Steak! Was machen die denn hier für ne kranke Show mit uns?" Angewidert trank er sein Bier auf Ex.

"Also langsam wirds ein bißken krass...!"
Der Produktionsleiter wandte sich an seinen Stellvertreter. "Wer hat sich denn diese kranke abgefahrene Scheiße ausgedacht?", fragte er streng. Der Stellvertreter wand sich verlegen. Das Gesicht wurde rot. "Äh... eigentlich, ...., äh,- eigentlich, eigentlich...." "Kommen sie zur Sache, Mann!" Die Stimme des Produktionsleiters zeige bereits den allseits gefürchteten Zug ins Unangenehme. Die Tonlage, bevor Köpfe zu rollen pflegten. "Äh,- eigentlich keiner von uns.... das, ...., das scheint einfach so zu passieren....irgend...irgendwie....!" "Wie,- was passiert 'einfach'? Wollen sie sagen, etwas ist nicht unter Kontrolle?" "Äh,..., äh, --- sonst ists doch auch immer gut wenn die Leute so ihre eigene Äkschn mit einbringen oder? Die heute sind halt einfach 'n bißchen kreativer, ...., ja, äh,- so seh ich das, ja....!" Der Produktionsleiter machte Anstalten seinem Untergebenen an die Gurgel zu gehen. Die größtmögliche Gesichtsentgleisung deutete sich an. Plötzlich hörte man wahnwitzig lauten Lärm- offenkundig Hubschraubermotoren, im Tiefflug über dem Produktionsgelände, von ferne eine kratzende Symphonie aus Sirenengeräuschen. Das Scriptgirl reichte ihm sein drahtloses Telephon. "Anruf für Sie, Chef!" Widerwillig riß er ihr den kleinen rechteckigen Gegenstand aus der Hand. "Jaaah?" "Hallo! Hier spricht der Seuchenkrisenstab der Bundesregierung! Wir haben begründeten Anlaß zur Vermutung auf ihrem Firmengelände könnte eine bisher unbekannte Infektionskrankheit ausgebrochen sein! Zum Schutz der Bevölkerung werden wird das unkontrollierte Entweichen der Epidemie verhindern! Zu diesem Zweck wird das ganze Gelände durch Feuer desinfiziert! Danke für ihr Verständnis und ihre Mitarbeit! Danke und auf Wiederhören!"
"Desinfiziert....?" Die weiteren Worte des Produktionsleiters waren nicht mehr zu verstehen gewesen. Eine ungeheuere Flammenwand schlug in das Gebäude.

Irritiert und für einen Augenblick sprachlos schauten die jungen Leute auf den Fernsehbildschirm. Man hatte einen Augenblick in eine jäh ausgebrochene Flammenhölle geblickt, dann war der Bildschirm schwarz geworden und man hatte den Schriftzug "Störung" eingeblendet. "He! Die lassen sich ja auch nur Scheiße einfallen! Endlich wo's mal klasse krass geworden ist und's mal ein bißken abgegangen ist, kommen die mit so'nem blöden Feuer! Des glaubt doch eh keiner!" Die anderen nickten beifällig, voller Ekel schüttelte man die Köpfe. " 'S wird auch immer blöder mit den Scheißrealitysoaps, oder?" " 'S gibt halt zu viele, was soll denen auch noch einfallen, außer so ä Scheiß?" Ärgerlich griff man nach seinen Bierdosen.