Dr. Eisenmengele, der Arzt der Rockmusiker

ER IST ES!



DER FREUND DER SCHÖNEN, DER REICHEN, DER BERÜHMTEN!!!



DR. EISEMENGELE- DER ARZT DER ROCK-MUSIKER!!!!



Wir schildern einige Abenteuer aus dem Leben dieses charismatischen Prominentenmediziners!

(Veröffentlicht bei u-book- book-on-demand-
unter der ISBN-Nr. 3-935798-34-2)



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OFF WE GO!!!!!





AUFSTAND DER ANSTÄNDIGEN!


"Uu-uu-und....?"
Noch während er diese Konjunktion in einer anzüglich-gedehnten Manier aussprach lehnte sich der geniale Prominentenmediziner wieder bequem-überlegen in seinen schweren Arztsessel zurück. Ein verstehend- wissendes Lächeln, das jedoch keinen Augenblick überheblich wirkte, umspielte seine feingezeichneten, fast leicht südländisch wirkenden Lippen. Sein Menjou- Bärtchen zitterte leicht im Sog der unemotional eingesogenen Atemluft. Fest fixierte der Blick des charismatischen Äskulapjüngers sein prominentes Gegenüber. Der Bundeskanzler lächelte ebenfalls verbindlich. "Nun...", der Politiker schien auf Zeit spielen zu wollen, vielleicht war es auch nur die Routine desjenigen, der ständig mit Vertretern der Medien umzugehen hat und dabei lernen mußte, sich Platz für ein kurzes Nachdenken zu verschaffen, einen Moment der Besinnung, bevor er seine Worte den hungrigen Geiern zum Fraß vorwarf. "Nun... , ich denke, wir können hier uneingeschränkt von einem Erfolg sprechen...." Der Spitzenpolitiker unterbrach sich hier und strahlte die Medizinkoryphäe mit einem ehrlich gemeinten Rührungsausbruch an, "und Doris beschwert sich auch nicht mehr....!" Hier war ein sehr zweideutiger Unterton in die Sprachmelodie des führenden Mannes der Republik getreten. Sein Instinkt veranlaßte Dr. Eisenmengele in das leicht zotige Gelächter, das den kurzen Worten folgte, einzustimmen. Für gewöhnlich pflegte er sich nicht auf das Niveau seiner Klienten zu begeben,- oh, was hatte das Leben und sein Berufsalltag ihm auf diesem Sektor schon an bitteren Lektionen auferlegt,- was blieb von den Großen, Mächtigen, Reichen, wenn Krankheit, Not und Tod an ihre Türen pochten? Wie klein auch diese Menschen hinter den schillernden Kulissen der Scheinwelten der Medien waren, wie niedrig ihre Ziele und Antriebe... Dr. Eisenmengele wußten mehr als so mancher Priester, wenn es um die letzten Dinge ging. Die deprimierenden Einblicke in die Eitelkeiten und die Wolfsnatur der Menschen hatten ihn nicht zu letzt in seiner gesunden Betonung der Kommerziellen bestärkt. Hier bewegte man sich auf heiklem Terrain. Die Rede war nämlich von einem komplizierten, höchste Diskretion erfordernden chirurgischen Eingriff. Die Lichtgestalt aus der hohen Politik hatte nämlich eine unangenehme Unverträglichkeit mit dem Medikament "Viagra" entwickelt. In Folge war es zu höchst beunruhigenden ehelichen Zerwürfnissen gekommen. Nur den überlegenen medizinisch- chirurgischen Fähigkeiten von Dr. Eisen- mengele war es zu verdanken gewesen, das der hochrangige Politiker sich nicht schon wieder nach einer neuen Lebensgefährtin hatte umsehen müssen. "Mehr Weiber als Cognac-Willi, das ist einfach nicht drin....!" hatte ihm der Bundeskanzler menschlich sehr angeschlagen in einer intimen Stunde geoffenbart. Ein kleiner Eingriff mit großer Wirkung hatte die Zeugungsorgane des sympathischen Niedersachsen wieder auf den Gipfel ihrer Leistungsfähigkeit befördert, ja sogar ermöglicht, noch einige wenige, aber entscheidende Zentimeter hinzuzufügen. Doch dies konnte nicht sein, was diesen Mann mit äußerst knappem Zeitbudget bewogen haben mochte seine Sprechstunde aufzusuchen. Komplikationen, Beschwerden, Kunstfehlervorwürfe wären schon im Vorfeld über die üblichen anwältlichen Kanäle avisiert worden. Nein, hier mußte etwas anderes vorliegen. Seine Ahnungen sollten den genialen Mediziner nicht trügen. Die beiden Männer nippten aus ihren mächtigen Cognacschwenkern. Allein der Preis dieses höchstedlen, mindestens fünfundzwanzig Jahre gelagerten Getränks trieb den Preis für die ärztlichen Bemühungen in schwindelerregende Höhen. Wobei es sich der geniale Prominentenarzt nicht nehmen ließ, regelmäßig die Flasche mit dem wesentlich billigeren Angebot eines namhaften Lebensmittel- discounters wieder auf zu füllen. Die Tatsache, daß sich bis heute niemand über diese Praxis beschwert hatte, gab dem klug rechnenden Heilkundigen unzweifelhaft recht. "Herr Doktor...", meldete sich der Spitzenpolitiker nach einer kleinen Kunstpause wieder zu Wort, "sie wissen, wir haben in dieser Republik Schwierigkeiten....!" "Schwierigkeiten....?" nahm der Mediziner den Faden auf. "Schauen sie,- im Grunde wär's mir ja egal,- aber das Ausland! Das Ausland....!" "Das Ausland....?" Beunruhigt dachte der geniale Heiler an seine ausländischen Kundinnen und Kunden. Allein der Umsatz, den ihm der Fall Melissa Etheridge verschaffte! Alle paar Jahre eine künstliche Befruchtung mit dem Sperma von David Crosby! Welche Möglichkeiten ihm die merkwürdige Neigung von Menschen eröffneten, etwas für Tausende harter Dollars in einem Reagenzglas vornehmen zu lassen, was sie mit ein paar hastigen, ungeschickten Bewegungen unter der Bettdecke für umsonst haben könnten! Und dann hatte dieser Yankee- Schnulzenfritz sich auch noch all diese kleinen Kaulquappen der nächsten Generation tot gekokst und er als selbstloser Retter mußte stets kleine Zusatzaufwendungen in Rechnung stellen, weil er noch einen Spender mit halbwegs brauchbarem Saatgut auftreiben mußte.... Zum Glück fanden sich in der Fußgängerzone genug, die für ein Fläschchen Rotwein oder einen Flachmann bereit waren, ein Röhrchen von ihrem guten Hausgemachten zur Verfügung zu stellen.... Schwierigkeiten mit dem Ausland waren das letzte, was er gebrauchen konnte! "Da gibt es doch diese jungen Leute... na sie wissen schon, diese Sinnheads, oder wie die heißen,- na, diese, na diese Rechtsradikalen, halt...!" Der ansonsten nicht auf den Kopf gefallene Spitzenmediziner war ratlos. Beim besten Willen war ihm nicht klar, wo er bei diesem Sachverhalt hätte ins Spiel kommen können. Er war Arzt, kein Politiker. Vielleicht ein Politiker anspruchsvoll gepflegter Bankkonten. Ein Gebaren, das man seiner Meinung nach beim Staat auch mit der größten Mühe nicht beobachten konnte. Der Bundeskanzler schien sich zu sammeln. Er straffte sich, machte einen neuerlichen Anlauf. "Herr Dr. Eisenmengele- ich will sie hier nicht lange langweilen,- auf den Punkt: was wir brauchen ist eine Behandlung! Eine! Behandlung!" Die letzten Worte waren mit nicht unbeträchtlicher emotionaler Betonung gesprochen. Die gesamte Autorität dieses bürdevollen Amtes war in den letzten Satz gelegt worden. Eine Behandlung? Im Kopf des charismatischen Prominentenarztes tanzten die Fragezeichen. Fehlgeleitete junge Leute von einer albernen, ja sozial schädlichen politischen Gesinnung abbringen? Noch dazu, denn dies mußte ja unterstellt werden, im großen Stil? Bei ihm, der nur kostenintensive Einzelkonsultationen vorzunehmen pflegte? Dieses Ansinnen eröffnete mehr Fragen als Antworten... "Äh...", räusperte sich der Mediziner, " soll ich bei all diesen, äh, potentiellen Patienten, -äh,- vielleicht so etwas wie eine Psychotherapie vornehmen?" Selbstredend verfügte der umfassend ausgebildete Heilkundige auch auf diesem Gebiet über beträchtliches Können und Erfahrung. Der hochrangige Politiker musterte ihn verdutzt. "Wir... wir dachten eher an so eine Art Eingriff... sachgerecht, kostengünstig, hoch effizient...!" Der geniale Mediziner verlor um ein Haar die Geduld. Er wollte schon aufbrausen, in seinem Kopf formten sich bereits die passenden Worte im Stil von "Wunder kriegen sie nur in der Kirche!" oder etwas ähnlichem. Aber potentielle Kundschaft verscheuchte man nicht, schließlich war dies das Zeitalter der Dienstleistungsgesellschaft. Er stützte seinen Kopf nachdenklich auf die Hände, eine Geste, die stets großen wissenschaftlichen Ernst kommunizierte. "Ein Eingriff?", dieser Begriff begann in seinem Gehirn zu rumoren wie ein lästiges Insekt. Bevor sich seine Gedanken im Kreise zu drehen drohten hatte er den rettenden Einfall. Natürlich! Lobotomie! Kurz den Schädel auf und die Kabel wieder richtig angeschlossen! Was die blöden Nazis konnten und die Schwulenfeinde in den doofen Fünfzigern würde er doch fünf mal hinkriegen! Großhirnsalat, hähähä! Er war Sofortumschalter, sein Plan stand fest. "Mein Kanzler!" begann er sich an seinen prominenten Gast zu wenden, dabei hoffend, daß ihm durch seine Umständlichkeit noch etwas Zeit blieb, sich den Rest der Idee noch auszudenken, " wie sie sicherlich wissen, ist der Gedanke auch nur ein Produkt der Materie... das heißt, natürlich stark vereinfacht, daß durch Veränderung der Materie sich auch der Gedanke ändert...!" Er strahlte den Spitzenpolitiker gewinnend an. Gerhard Schröder riß ratlos die Augen auf. "Durch Veränderung des Gehirns verändern wir,- salopp gesprochen,- die Gesinnung..." Der Bundeskanzler seufzte erleichtert. "Und...und wie soll das in der Praxis funktionieren?" wagte der mächtige Mann eine Frage. "Ganz einfach,- ich entwickele die Methode, -stereotaktischer Eingriff, sie verstehen schon, - und vermittele sie an einschlägiges Fachpersonal... in kürzester Frist haben wir dann genug kundige Hände selbst für größere Mengen an Patientengut...!" Der Mediziner strahlte souverän. "Stereo-was bitte und wie...?" "Großhirnsalat!" gröhlte der charismatische Prominentenarzt und kippte seinen Cognac auf Ex.



DER GAST AUS IRLAND


Mit quietschenden Geräuschen fuhr man das Krankenbett in den Operationssaal. Der Patient war offensichtlich angetrunken. "It's a long way to Tipparary..." sang er unter den sterilen Tüchern, die seinen ganzen Körper abdeckten, hervor. Mit der rechten Hand kratzte er sich an einem höchst delikaten Körperteil. Mit einer herrischen Geste bedeutete Oberschwester Notburga Schaumkarbol Mike Rammler, dem asthenischen Zivildienstleistenden, ihm einen Klaps auf die vorwitzige Pfote zu verabreichen. Der Patient grunzte unartikuliert. Man bettete ihn auf die Operationsliege um. Mike Rammler, hierarchisch auf der untersten Ebene im Team, hatte die Aufgabe, den erheblich aufgedunsenen Körper aufzunehmen und ihn auf die blitzende High-Tech-Konstruktion der Operationsliege zu manövrieren. Eine Aufgabe die ihm angesichts der Umstände alles abverlangte. Die Abdecktücher hatten sich etwas verschoben. Der Zivi konnte aus den Augenwinkeln einen kurzen Blick auf das Gesicht des Patienten erhaschen. In der Klinik von Dr. Eisenmengele lohnten sich solche Blicke immer,- denn hier war der Ort, wo die Schönen, die Reichen,- und ganz besonders: die Rockstars behandelt wurden! Er erschauerte ehrfürchtig. War das nicht eines seiner absoluten Idole? Wenn er sich nicht völlig verpeilt hatte, lag vor ihm, genau auf diesem Operationstisch, der irische Topgittarist Rory "Karottenhemd" Gallagher! Eine Legende schon zu Lebzeiten! Mike war nämlich nicht nur ein armer, ausgebeuteter, überarbeiteter Zivildienstleistender, nein, insgeheim träumte er von einer kometenhaften Karriere mit seiner Band, in der er eine wuchtige Grundgergitarre spielte. Trotz dieser Vorliebe für eine zeitgenössische Musizierform blickte er doch immer voller Ehrfurcht und stillem Erschauern zu der alten Garde der Rockmusik auf. Die alten Recken mit ihren scheinbar mühelos interpretierten, flüssigen, spaghettifingerhaft gespielten Soli und atemberaubenden Läufen nötigten ihm allen Respekt ab, wußte er doch wie viele saure Stunden mühevollen Übens hinter diesen von schlechten Menschen voreilig als "Bandwürmer" geschmähten musikalischen Hervorbringungen standen. Seine ganze freie Zeit steckte er in das Üben allein und in der Gruppe. Im Moment hatte er eine größere Krise, denn seine sich stets und hartnäckig vernachlässigt fühlende Freundin hatte ihn kürzlich zu Gunsten eines Band- und Gitarrenlosen Schönlings ohne jede künstlerische Ambition verlassen. Er überlegte, ob die Mengen an Alkohol, die er seit diesem Schicksalsschlag verputzte, sich bereits mit denen des Meisters messen konnten. Die Nacht vor diesem Operationstermin war es wieder einmal besonders heftig gewesen. Er hatte Probenabend mit seiner Band gehabt, alle zusammen hatten viel zu viel getrunken. Irgendwann klappte es nicht mehr mit dem Zusammenspiel. Sie hatten eine Weile chaotisch vor sich hingedröhnt und dann angefangen noch mehr zu trinken, er hätte gern über die Sache mit seiner Freundin geredet, die anderen wollten aber immer nur über Instrumenten- und- Verstärkermarken reden und darüber, wie sie denn nun endlich berühmt werden könnten. Es war zum Streit gekommen, man hatte sich angebrüllt, alle waren total sauer auf einander gewesen. Er wollte sich jetzt gar nicht ausmalen, was wäre, wenn auch noch die Band platzen würde, fast mußte er gegen seine aufsteigenden Tränen ankämpfen. Hier konnte er sich keine Blöße geben, vor den Kollegen und Kolleginnen, hier an seinem Zivildienstplatz, mußte er sein Gesicht wahren..... Verstohlen musterte er die Tafel auf der die Operationstermine verzeichnet waren. "Lebertransplantation" durchzuckte es ihn! Er kannte die Risiken eines solchen Eingriffs. Neulich war der alte, verkommene David Crosby,- er war immer versucht, ihn "Bing" zu nennen, dabei war das doch jemand ganz anderes, mehr so von der Sorte Mucke, die sein Alter so hörte, und der Typ, der da in der Klinik gewesen war, hatte früher bei diesen Zupfgeigenhanseln von Crosby, Stills, Nash and Young mitgespielt, sein älterer, viel älterer, Bruder aus der ersten Ehe von seinem Erzeuger, hatte da so ein paar staubige Scheiben gehabt, auf jeden Fall, der Typ also, bei dem hatte es geklappt, obwohl der Koks nur so aus dem Gebälk rieselte,- aber wie standen die Chancen bei seinem angegriffenen Idol aus Irland? Sein eigenes Leben kam ihm klein und nichtig vor. Wenn er es recht überlegte, zu mehr als bescheidenem Ruhm in Idependent-Kreisen würden sie es nie bringen. Und dort lag der große alte Mann des europäischen Bluesrocks und rang um sein Leben? Er fühlte sich plötzlich rein und klar. Sein Weg trat wie eine Vision vor ihn. Es war wie eine religiöse Erleuchtung. Er- Mike Rammler- würde sich opfern müssen, wenn sein Idol leben sollte! Blitzschnell entwarf er seinen Plan. Verstohlen zog er das größte Skalpell aus der Wanne mit dem bereitgelegten Operationsbesteck. Er trat hinter die Oberschwester, packte sie mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung und setzte ihr brutal das Skalpell an den Hals, wobei er derb ihre üppige, ausladende Brust preßte. Die Oberschwester schnaufte panisch. Das Ärztekollegium und die anderen Pflegekräfte blickten irritiert. Entschlossen blickte Mike Rammler sich um. "Die Oberschwester stirbt, wenn meine Forderungen nicht erfüllt werden!" brüllte er mit deutlich vernehmbarer Wut. "Ich verlange, dem Patienten Rory Gallagher soll das Gehirn entnommen und in meinen Schädel verpflanzt werden!" fuhr er fort. "Rory Gallagher soll leben! Sprecht diesen Satz nach, ihr ignoranten Schweine!" Die Ärzte blickten sich an irritiert an. Als Mike Rammler das Zögern bemerkte, drückte er seine Waffe noch heftiger gegen den Kehlkopf seiner Geisel. Die Oberschwester geriet in Panik, stöhnte und wand sich konvulsivisch, ihr lief der Schweiß in Strömen. Die Umstehenden registrierten seine Entschlossenheit. "Rory Gallagher soll leben!" raunten sie halbherzig. Ihre Blicke irrlichterten sehr wirr hin und her. Er ließ einen zweiten Operationstisch in den Raum bringen. Man mußte ihn sesselartig abklappen. Mike Rammler nahm darauf Platz. Die Oberschwester mußte zwischen seinen Schenkeln kauern, das Skalpell blieb an seinem Platz. Er bestand darauf, daß man seinen Schädel bei vollem Bewußtsein eröffnete, wußte er doch nicht zuletzt durch seinen Zivildienst, das Gehirn und Schädel keine Schmerzempfindung besaßen und er ja die volle Kontrolle über das Geschehen bewahren mußte. Lediglich eine örtliche Betäubung für das Durchtrennen der Hautschichten ließ er vornehmen. Gleichzeitig wurde an dem irischen Gitarrenwizard alles für den Eingriff vorbereitet. Ein zweites und sogar drittes Operationsteam mußte gebildet werden, was allerdings bei der großen Routine und Sachkenntnis in der Klinik von Dr. Eisenmengele keine großen Probleme aufwarf. Rammler wollte sich eine Hintertür für ein etwaiges Überleben sichern, deswegen hatte er gefordert, die risikoreiche Lebertransplantation auf jeden Fall durchführen zu lassen. Er trug dann mit seinem neuen Körper das Transplantationsrisiko. Eines der Teams entnahm deswegen dem Gitarrengott die moribunde Altleber, was wegen der enormen Fettleibigkeit des Patienten für nicht unerheblichen Aufwand sorgte. Im Schweiße ihres Angesichts wühlten sich die Operateure durch das gelblich glänzende Körperfett. Der Schädel von Mike Rammler war eröffnet. Bei dem angeschlagenen Rockhelden verhielt es sich ebenso. Der Oberschwester waren längst alle Gliedmaßen eingeschlafen, in ihrer Todesangst bemerkte sie es nicht und verhielt sich so ruhig wie irgend möglich. Insgeheim hoffte der aufstrebende Nachwuchsgitarrist auf ein Weiterleben im Körper seines Idols. Wahrscheinlich würde er von dessen enormer Fingerfertigekit profitieren können und hoffte sein Meister habe nicht etwa krankheitshalber das Üben vernachlässigt. Das Operationsteam hatte die Entnahme der Gitarristenleber beendet. Das in allen Farben schimmernde Organ plumpste in eine blitzende Metallwanne. Ruhig hob und senkte sich der Leib des irischen Vieltrinkers auf dem Operationstisch. Höhnisch hielt Assistenzarzt Dr. Luschenhuber die Wanne mit dem heimgesuchten Organ vor das Gesicht des Geiselnehmers. Mike Rammler drohten die Augen aus den Höhlen zu treten. Die Leber wimmelte von Parasiten! Er identifizierte eine Art Würmer und etwas, was wie metallisch schimmernde Käfer aussah. Sein Mageninhalt trat aus und ergoß sich über die Metallwanne. Ätzende Spritzer trafen die unglücksselige Oberschwester. So heldenhaft Rammler den Eingriff an seinem Schädel ertragen hatte, so dramatisch erschlug ihn der Anblick dieser grotesken Verfallserscheinung. Seine Sinne schwanden, das Skalpell entglitt seiner Hand, er kippte nach vorne und sein Gehirn rutschte ein Stück aus dem Schädel. Im Hintergrund des Operationssaales rang Dr. Eisenmengele, der charismatische Prominentenarzt, Helfer der Reichen, Ruhmvollen und Rockstars, mit seinem Gewissen. Ethos oder Rache? Er war hin und her gerissen. Der Geiselnehmer war nun sein Delinquent. Er hatte es in der Hand. Kommerz und die medizinische Herausforderung, oder sein Vorteil und dafür einen klaren Verstoß gegen den Eid des Hippokrates, der größte Frevel in seinem Beruf. Er blickte auf die eröffneten und derangierten Körper. Man versuchte die inzwischen ebenfalls besinnungslos gewordene Oberschwester unter dem Körper des Zivieldienstleistenden hervor zu ziehen. Sein angeborener Erwerbssinn behielt die Oberhand. Cher Bono befand sich in seiner Klinik. Sie wartete auf einen neuen Körper für ihr Gehirn. Ihr alter war hoffnungslos verkrebst. Überall Metastasen, völlig hoffnungslos, inoperabel. Die Operation des irischen Gitarrenwunders war im Voraus bezahlt worden, und das nicht ein mal besonders gut. Medizinisch gesehen waren dessen Chancen sowieso äußerst bescheiden. Und nur logisch, daß ein solch risikoreicher Eingriff leicht scheitern konnte. Niemand würde auf die Idee kommen, dumme Fragen zu stellen..... Feixend und händereibend traf er seine Anordnungen.



AM BUSEN DER NATUR


Verlegen blickte das aus unzähligen Fernsehauftritten und Hitparaden- gastspielen bekannte Gesicht den genialen Prominentenarzt an. "Verdammt, auch älter geworden...!", dachte der charismatische Mediziner bei sich. Das seine Klienten nie zur Sache kommen wollten! Endloses Herumgerede, zieren und am Schluß kam doch nur wieder so eine lausige, langweilige kleine Perversion! Hämisch verglich er,- nur ganz im Stillen, selbstverständlich,- dessen leicht teigig wirkende Gesichtszüge mit einem Camenbert, dem es auf der Heizung zu warm geworden war. "So so, eine neue Beziehung, na das freut uns natürlich..." paraphrasierte er die Darlegungen seines Klienten, wobei er kunstvoll mit seinen Handinnenflächen den sündhaft teuren Cognac in seinem Schwenker anwärmte. Seine Äußerung klang nur beiläufig so scheinbar gelangweilt- distanziert, in Wirklichkeit war er ein virtuoser Beobachter und sog jedes noch so beiläufige, kleine Detail in sich auf. Mit seiner Technik buchstäblich alles seiner Patienten und Patientinnen zu erfassen vermochte er sie förmlich unter seinen Willen zu zwingen, unter anderem eines der Geheimnisse seines phänomenalen Erfolges, neben seinen manchmal fast übernatürlich anmutenden medizinischen Bravourstücken. Aber, dachte er oft und setzte es seinem Mitarbeiterstab bei Schulungen auseinander, dies sei wie mit den Waschmitteln: weiß waschen tun alle, der Rest ist Reklame. Und zweifellos war die beste Reklame für sich und sein Institut die psychologisch geschickte Kommunikation mit den Kunden und Kundinnen. Er straffte sich. Zeit für eine Attacke! Ein kurzes Räuspern. "Na, eine neue Liebe,- das ist doch wie ein neues Leben- " zitierte er stilgerecht zur Branche seines Gegenübers einen alten Schlager. "Wo könnte es da klemmen, die Gefühle sind frisch und die Hormone sprudeln...?" wagte er einen ungewöhnlich direkten Anlauf. " Oder hat das Alter alle Quellen versiegen lassen?" setzte er hämisch in Gedanken diesen Satz fort. Einziges Äquivalent dieses Gedankenganges in außerhalb des Schädels des Gelehrten alter Schule war ein väterlich- wohlwollendes medizinisch indiziertes Lächeln. Sein Gast stürzte hektisch den Inhalt seines Cognacschwenkers herunter und errötete heftig. " Ich...also ich.... möchte sagen,...also es ist so...fast wäre...na ja, so ist es halt....". Der nachsichtige High-Society-Heilkundige faltete geduldig seine Hände und linste über seinen oberen Brillenrand. Ungeduld wäre hier wenig hilfreich gewesen. Er kannte die oft sehr intimen Anliegen seiner Kundschaft. Es brauchte etwas Zeit um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Er als Mediziner hatte natürlich selbst zu den merkwürdigsten Anliegen ein nüchtern-objektives Verhältnis zu wahren. Dafür war er schließlich promovierter Mediziner. Vertrauen mußte stets erst verdient werden... wobei er sich natürlich vor ab über die Vermögensverhältnisse zu informieren pflegte, das er blind einem Scheck vertraut hätte wäre ihm als skeptischem Wissenschaftler niemals freiwillig untergekommen. "Also... Verona hatte... und Naddel hatte... also alle die ich hatte, hatten... hatten irgendwie....also hatten...". Der Mediziner wappnete sich resigniert mit Geduld. Sein potentieller Klient hatte bereits vier oder fünf Schwenker seines morbid- kostspieligen Cognacs vertilgt ohne eine gewisse Souveränität zu gewinnen. Ihm wurde das langsam zu kostspielig, seine Hausmarke war schließlich kein verdammtes Leitungswasser! Auch wenn er das Getränk öfters etwas zu verdünnen pflegte. Er wollte losplatzen, bekam sich aber rechtzeitig in den Griff. Sorgsam wählte er seinen väterlichsten Ton. "Na, Alte Goldkehle!" schaffte er durch seine saloppe Ausdrucksweise geschickt ein Klima vertrauter Nähe, "Wir sind doch Männer.., oder!", wobei er mißtrauisch nach dem erneut geleerten Schwenker schielte, natürlich ohne in seinem vertrauensstiftenden Lächeln nachzulassen. Im sicheren Entschluß die Kosten für das kostbare Getränk auf die Rechnung aufzuschlagen, füllte er nach. " Ich kann nur immer wieder daran erinnern- ich bin Arzt! Und in meinem Falle bedeutet das: gegen mich ist ein Grab eine Schwatzbude!" Eine Zusicherung, die ihm um so leichter fiel, als ihm bis jetzt noch niemand die Weitergabe von intimen Details und verhängnisvollen Photos hatte nachweisen können. Er hatte sich dabei natürlich auch nie so schwachsinnig angestellt, wie irgendwelche dahergelaufenen Paparazzi die sich mit Vertretern des deutschen Hochadels herumprügelten. Subtilität war ja auch schon das große Geheimnis der Chirurgie. Aufmunternd blickte er sein Gegenüber an. Langsam mußten hier Nägel mit Köpfen gemacht werden. "Also... Verona hatte ,äh, so..., halt so Dinger... und Naddel hatte, äh, so große Dinger... und mit Naddel ist es jetzt vorbei, und...also, ... äh,... jetzt ist es die eine, die vom Film halt... und, äh, die hat halt nur ganz klein, halt...,äh, so kleine Dinger halt und da, äh, also, kann ich nicht, ich äh, gut, ich sag's jetzt einfach also wie's halt, äh, ist, also, damit ich richtig kann, halt, äh, im Bett und so, da, äh, brauch ich halt so richtige Dinger, so, äh, so richtig große Dinger halt....!", als hätte er dem genialen Prominentenarzt ein schweres Verbrechen begangen oder wäre er gerade in Form eines Pudels unter einem Wasserfall hindurchgekommen, blickte er den hochqualifizierten Mediziner an und hielt ihm hilfesuchend den leeren Cognacschwenker hin. In Dr. Eisenmengele hatte sich ein bestimmter Verdacht zu bilden begonnen. Mammalfetischismus! Die krankhaft übersteigerte Hinwendung zu Mammae, oder für medizinische Laien: weiblichen Brüsten! Ja, er konnte sich gut erinnern. Die verflossene Lebensgefährtin seines Kunden hatte für Furore gesorgt. Offenbar war sie nach den eigenen Erfolgen im Schaugeschäft seinem Goldkehlchen hier davongezwitschert. Erleichtert registrierte er diese Möglichkeit. Es deutete sich etwas an was er, sozusagen, mit links zu erledigen pflegte. Plastische Chirurgie war eines seiner Hobbys. Silikonimplantate konnte er notfalls betrunken mit verbundenen Augen einpflanzen. Und seine Narben! Seine Narben konnte man in Funk, Film und Fernsehen bewundern, das heißt, man bewunderte ihr Fehlen, denn niemand wäre je auf den Gedanken verfallen, dieses herrliche Ebenmaß, diese sanfte, glatte, gleichmäßige Oberfläche könnte nicht das Werk der Natur selbst sein.... Der charismatische Prominentenarzt beschloß seinem Kunden entgegen zu kommen. "Mein Gutester gehe ich fehl in der Annahme hier könnte eine operative Vergrößerung der weiblichen Brust indiziert sein?" sprach er es einfach frei aus. Der Musiker nickte dankbar. Allein, die Röte aus seinem Gesicht wich nicht. Der geniale Menschenkenner Dr. Eisenmengele schaltete sofort. "Aha, ein Haken!" konstatierte er bei sich. Stammelnd gestand sein Gegenüber, seine neue Lebensgefährtin sei weit davon entfernt, sich freiwillig einem derartigen Eingriff zu unterziehen. Alles was er versucht habe sei fruchtlos gewesen! Geld habe er lockend geboten, ein Leben mit ihm, dem erfolgreichen Künstler, in Saus und Braus, Exzesse, Kokain, ein Swimmingpool, ein Leben an seiner Seite im immerwährenden Sommer Kaliforniens in seiner dortmaligen Villa, alles umsonst, sie bestand auf ihren zurückhaltenden, fast, na ja, nicht ganz, knabenhaften Rundungen. Jovial breitete der genialische Mediziner die Hände aus. "Aber lieber Herr Bohlen! Wenn es weiter nichts ist! Sie wissen: in diesem Haus ist die Devise- wer zahlt befiehlt!" Mit einem gewissen schadenfreudigen Unterton gestand er dem beliebten Musiker das es für einen Heilkundigen keinen nennenswerten Widerstand geben könne. "Wissen ist Macht!" beschied er seinem Klienten als Abschluß seiner Ausführungen. Der Künstler hatte sich darauf verlassen das Dr. Eisenmengele alles möglich machen könne. So hatte er seine neue Lebensgefährtin gleich, selbstredend unter einem fadenscheinigen Vorwand, zu diesem Termin mitgebracht. Der geniale Arzt der Wichtigen, Mächtigen, Reichen diktierte einige Anordnungen in seine Wechselsprechanlage. Eine unauffällige Nebentür glitt auf. Ein stämmiger Pfleger betrat den Raum. Er hatte irgendetwas weißlich schimmerndes in der Hand. Er postierte sich ohne weitere Fragen zu stellen im toten Winkel neben der Tür. "So! Jetzt rufen sie doch ihre nette Freundin herein!" instruierte der Doktor den erfolgreichen Musiker. Dieter Bohlen rief einen vernuschelten Namen . Die Tür schwang auf. Eine aufregend gekleidete, groß gewachsene junge Frau betrat das Sprechzimmer. Bevor sie irgend etwas zu übersehen vermocht hätte war sie von dem stämmigen Pfleger gepackt worden und bekam von ihm den weißlich schimmernden Mullbusch unter die Nase gedrückt. Im Augenblick erschlafften ihre Bewegungen. Der Pfleger schulterte scheinbar mühelos die regungslose junge Frau. Der charismatische Prominentenarzt erhob sich. "So! Und jetzt ab in den Operationssaal! Konzertierte Aktion!" bellte er ins Rund.



"PFEIFE VERBRANNT!"


Der bekannte Sänger und Liedermacher saß zerknirscht vor Dr. Eisenmengele. "Irgendwie..., wir waren,....., wir waren...halt, wie im Rausch, halt, ... irgendwie...." Der bekannte charismatische Prominentenarzt blickte abwartend. "Ich mein..., ich mein..., ja, äh, nein, äh, ja,..., irgendwie war es schon meine Schuld, ich hab' ja mit dem Scheiß angefangen,...., aber irgendwie hätt' er das auch selber merken müssen... verstehen Sie? Er wollte ja zunächst nicht, aber dann, und so.....aber...aber...ich hab ihm halt immer wieder erzählt, was das für ein geiles Gefühl wär... und so, irgendwie, geil, halt, oder so....., wenn man stundenlang, und überhaupt, äh, also, stundenlang, total starkes Gefühl.....", der wirre Redefluß versiegte mehr, als daß er im eigentlichen Sinne endete. Der geniale Heilkundige musterte den Klienten streng. "Stundenlang, stundenlang,- was?" fragte er schneidend. "Also, äh, stundenlang, halt so 'rummachen und so...,äh, scheiße, wie kann ich denn das sagen, äh, sagen wir es halt,- scheiße nein, krieg ich auch noch nen roten Kopf, gut, aller Mut: - halt Pimpern, halt!" So souverän der Star und Entertainer sonst zu agieren pflegte, so professionell er sich auf der Bühne und in den Medien präsentierte, in diesem Augenblick erinnerte nichts an seine raumgreifende, einnehmende Persönlichkeit. Eingefallen, zusammengesunken, verduckst, verängstigt gar, saß er verloren vor dem gewaltigen Schreibtisch des Hippokratesjüngers. Für einen Patienten dieses Kalibers hatte Dr. Eisenmengele natürlich immer Zeit für eine Privatkonsultation, auch wenn er, wie in diesem Fall, mitten in der Nacht aus dem Bett geholt worden war. Der Arzt fühlte sich müde. Natürlich war sein Tag hart gewesen und er hatte mit seinem Team noch den Geburtstag einer seiner Schwesternhelferinnen gefeiert. So herausragend sein Talent und seine Verdienste als Mediziner waren, so familiär ging es im Kreis seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu. Außerdem hatte ihn einmal mehr sein einschlägiger Instinkt nicht getrogen und zu später Stunde, nach dem Ende des gemütlichen Umtrunkes, hatte sich noch Gelegenheit zu fortgeschrittenen gynäkologischen Studien mit dem aparten Geburtstagskind ergeben. Kurz nach dem seligen erschöpften Entschlummern mit seiner Schwesternhelferin hatte man ihn wegen dieses anscheinend höchst dringlichen und überaus heiklen Notfalles um seine wohlverdiente Nachtruhe gebracht. Er entschloß sich, die offenbar sehr schwierige Situation etwas zu entspannen. Er erhob sich und ging zu einer dunklen antiken Teakholzvitrine an einer der Seitenwände des Sprechzimmers. Dr. Eisenmengele wußte, was die Stunde geschlagen hatte. Sein bester Cognac war jetzt gefordert. Sicherheitshalber wählte er von vornherein die voluminösesten Schwenker, die er vorrätig hatte. Mit väterlich- großherziger Geste servierte er das köstliche Getränk. Dankbar nickend nahm sein Gegenüber die gute Gabe an. Man saß einen Moment schweigend. Der berühmte Gast nestelte plötzlich an seinem Armanisacko. Er fingerte ein teuer aussehendes Etui aus einer der Innentaschen. Er nahm einen bankfrischen Tausendmarkschein, den er zu einem engen Röllchen zusammendrehte. Glücklich lächelnd zog er einen goldenen Flacon hervor, setzte ihn kurz ab, nahm aus dem Etui einen silbergefassten Taschenrasierspiegel, und legte ihn auf den Schreibtisch. Mit verklärter Miene und weisem Lächeln schraubte er den Flacon auf und streute daraus ein weißes, kristallines Pulver auf den Geldschein. Der gerollte Schein landete in einem seiner Nasenlöcher, das andere wurde zugehalten, eine großzügige Portion des weißen Pulvers verschwand von dem kleinen Taschenspiegel. Der nächtliche Besucher schien um einen Meter zu wachsen, er strahlte plötzlich Zuversicht und Haltung aus. Er bot dem charismatischen Prominentenarzt davon an. Dr. Eisenmengele bedankte sich überaus höflich, lehnte aber sanft lächelnd ab. Innerlich amüsierte er sich. "Ja, ja, der gute Konstantin und sein gutes altes Hobby!" dachte er bei sich. Er selbst hätte sich in professionellen Situationen nie die Flucht in die Welt der Droge gestattet. Außerdem war das Honorar noch nicht verhandelt, dazu brauchte es einen klaren Kopf, höchstens einen kleinen Cognac durfte man riskiere, um den Rausch der großen Zahlen zu beflügeln. Aber er durfte nicht undankbar sein,- die kleine Leidenschaft des begnadeten Künstlers hatte ihm bereits sehr gute Umsätze verschafft: neue Nasenscheidewände, aus Platin, eine Lebertransplantation, Gesichtslifting, antiparanoide Medikamentation, ganz ordentlich Mäuse die da zusammengekommen waren, sie wiederum ein spezifisches Therapeutikum gegen die Auszehrung, die große chronische Epidemie der Bankkonten. Dr. Eisenmengele beschloß nunmehr in die Offensive zu gehen. "Naaaaa, was haaaabähn wir denn heute?" fragte er professionell- väterlich-gütig, mit psychologisch geschickten, Vertrauen schaffenden Dehnungen. Der Musiker blickte verlegen stumm vor sich auf den Schreibtisch. Die nach seiner soeben absolvierten Übung erworbene Selbstsicherheit war anscheinend schon wieder verflogen. "Ich...ich, äh, ich, äh, also .... es ist, äh, nicht für mich, sozusagen, ...- eigentlich geht es um einen, äh, Freund, sozusagen, ja..." "Sondern?" erkundigte sich der Arzt schneidend. "Äh... es handelt sich um einen guten, äh, Freund, es ist, äh, heikel, sehr sehr kheikel, und nicht auszudenken....." "Kenne ich ihn?" "Äh, sicher, das ist das Problem, das Fernsehen... die Presse, unmöglich....." Dr. Eisenemengele mußte seinen Klienten überflüssigerweise daran erinnern, daß Diskretion neben der Heilkunst sein wichtigstes Geschäft war. In Gedanken ging er schon einige befreundete Journalisten durch, die für eine gute Story möglicherweise gutes Geld zu bieten hatten. Er beschwor in suggestiver Manier, bei ihm würden die Großen dieser Welt ihre Kümmernisse nicht an die große Glocke gehängt finden, es habe halt wie alles seinen Preis, in diesem Fall seinen Preis. "Konstantin, alter Knabe, hör' mal, ich habe schon Lady Di gepierced,- du weißt schon wo,- von mir erfährt niemand auch nur die Andeutung eines Sterbenswörtchens.....!" Er blickte streng und ernst. "Und jetzt heraus mit der Sprache! Tacheles! Du weißt, Nachttarif kost' extra! Und: ‚Mensch werde wesentlich' wie schon Goethe zu sagen wußte!", sein Blick wechselte ins Auffordernde. "Wir....wir hatten da diese kleine Party...." begann der Entertainer stockend. "Wer - wir?" unterbrach kurz der Heilkundige. "Äh, also, äh, der Rudolf und ich, wir, äh, hatten da sozusagen diese Party,.... weißt schon, Weiber, Schampus, ein paar Lines, äh, nichts besonderes...." Der geniale Prominentenarzt war elektrisiert! Ihm begann die Tragweite der Verstrickungen zu dämmern. Er kann die spezielle Männerfreundschaft, die da angedeutet wurde. "Ich, äh, ich Idiot hab' ihm immer wieder vorgeschwärmt... war halt auch nicht mehr ganz nüchtern, nicht wahr, äh, ja, vorgeschwärmt halt, von dem ewiglangen Pimpern, stundenlang und so, .... erst wollt er auch nicht, wollte ganz der biedere Familienpapi sein und bleiben, nicht wahr, gell also, dann hat er aber immer mehr intus gehabt....und dann wollt er plötzlich auch, die eine kleine Blonde hat ihn, äh, wohl ziemlich verrückt gemacht, wollt er halt doch wissen wie das ist, so mit stundenlang und so....und dann hat er's halt gemacht....!" "Was- , was gemacht?" "Na, das er sich's halt dahin gerieben hat und so...." "Was hat er sich wohin gerieben?" "Äh,- na halt das, äh, Zeugs an, äh, halt an sein Teil....." "Was für ein Zeug an was für ein Teil?" "Ähm, na , den Stoff an sein Dings,....,äh, sein Dings, ....an sein, hust, Teil,...." "Welchen Stoff an welches ‚Teil'?" "Äh, frag doch nicht so, daß steht doch schon in der ‚Bild'-Zeitung was man da macht, ich mein, halt, mit dem Koks und so..." "Na gut. Kokain also. Aber was macht es an welchem ‚Teil'?" "Da unten halt...." "Herrgottsakramentdonnerwetter! Beim Singen stammelst du doch auch nicht so! Wenigstens nicht immer! Ich will ganze Sätze! Klare Antworten! Ich bin nicht zum Heiteren Beruferaten aus dem Bett gesprungen!" "Äh, äh, Verzeihung! Gut, schluck, an sein....sein Ge-, äh,- schlechtsteil!" Dem charismatischen Äskulapjünger waren auch die exotischeren unter den dunklen Seiten und Leidenschaften der Menschen keine Geheimnisse. Dem intimen Kenner der Welt der Schönen, der Reichen, der Berühmten war nichts verborgen geblieben. "Darf ich einmal zusammenfassen- er hat also seinen Penis, besser gesagt, seine Glans, vulgo Eichel, mit Kokain eingerieben, sehe ich das richtig?" "Äh, also, eigentlich ja...." "Und wo liegt das Problem?" Ihm stand es als Arzt nicht an, moralische Urteile zu fällen. Seine Aufgabe war zu heilen, oder, wo das nicht möglich war, wenigstens zu lindern. Er hatte in seiner Praxis bereits zahlreiche derartige Vorfälle behandelt. Die Verblendeten nutzten die lokal anästhesierende Wirkung des Kokain um ihre intimste Stelle weniger empfindlich zu machen, das Resultat war die Fähigkeit zu einer äußerst ausgedehnten Kohabitation. Aber wehe wenn die Dosis nicht stimmte! Aus war es mit dem Familienglück! Der beliebte Sänger schluckte trocken und schien in Tränen ausbrechen zu wollen. "Äh, ich mein,...,äh, er hat, .... er hat halt zuviel... zuviel .... viel zuviel....." "Und was?" "Jetzt, äh, jetzt ist es halt kaputt, kaputt ist es halt ...." "Was ist kaputt?" "Äh, na, äh, das.... das Teil ist halt kaputt...." "Wie, was ist kaputt, wie kaputt, he?" "Es...es ist äh ganz blau und schwarz und funktioniert auch nicht mehr, es hat, äh, gar nicht funktioniert....und jetzt ist es ganz blau und schwarz, jetzt hängst wie tot...so blau und schwarz ...." Dr. Eisenmengele begriff die ganze schreckliche Wahrheit! Nekrosen! Nekrosen an den Genitalien eines Prominenten! Ein Notfall der allerersten Ordnung! Sofort mußte gehandelt werden. Er erkundigte sich nach dem Aufenthaltsort des Patienten. Mit Erleichterung hörte er, man habe ihn gleich mit in die Klinik gebracht, getarnt in einem Pizzalieferwagen, um unnötiges Aufsehen zu vermeiden. Es wurde alles nötige veranlaßt. Kurz darauf konnte der geniale Hippokratesschüler den Unglücklichen in seinem Untersuchungszimmer begutachten. "Mein Gott!" erkannte Dr. Eisenmengele, " das Gewebe des Membrum Virile ist völlig zerstört!" Hier würde auch seine legendäre Frischzellenkur nicht mehr bewirken können. Der Patient stöhnte kläglich. Man mußte ihm schmerzlindernde Injektionen verabreichen. Der Arzt ging still mit sich zu Rate. Das Übel mußte an der Wurzel gepackt werden! "Amputation, dann Transplantation oder Geschlechtsumwandlung- das waren die Mittel der Wahl!" Der Kranke war weg gedämmert. Dr. Eisenmengele mußte einem seiner kräftigen Krankenpfleger einen Wink geben. Mit einigen entschiedenen Watschen wurde der Patient kurz wieder zu Bewußtsein gebracht. "Herr Dr. Scharping, ich muß sie leider fragen: wollen sie eine Frau werden?" Der Befragte riß die Augen schmerzverzerrt und äußerst mühsam auf. "Da zieht die Partei nie und nimmer mit! In... in meiner Partei sind wir noch nicht soweit... bei uns geht das mit der Frauenquote nicht...noch nicht... man könnte das bei uns als falsches Signal verstehen....!" Der Heimgesuchte verlor wieder die Besinnung. "Also Transplantation!" sagte der geniale Prominentenarzt mehr zu sich selbst. Er winkte einen Pfleger herbei. Mit einigen getuschelten Anordnungen veranlaßte er, daß einige seiner besten Leute loszogen und von irgendeinem Nachtschwärmer oder von einem seinen Rausch ausschlafenden Penner ein Spenderorgan besorgen sollten.



Heute blau und morgen blau


Dr. Eisenmengele nahm genießerisch einen kräftigen Schluck seines sündteuren Cognacs. Seine Sprechstundenhilfe führte ihm einige neu erworbene Dessous vor. Lasziv bewegte sie sich vor seinem schweren Eichenschreibtisch. Der Prominentenarzt hatte seine Schreibtischlampe auf die junge Schöne gerichtet, eine antike James-Last-Schallplatte sorgte für angemessene Unterhaltung, der zeitgeistorientierten Jugend wäre diese Art Soundtrack als ultrahippes Easy-Listening erschienen. Lächelnd malte sich der Hippokratesjünger die Möglichkeiten des weiteren Abends aus, als ihn das jähe Schrillen seines urtümlichen Telephons aus seinen nicht jugendfreien Träumen reißt. Mißmutig wird der Hörer von der Gabel gezerrt. " Jah?!" schreit er mit dem Tonfall eines an Zahnschmerzen leidenden Offiziers der Waffen-SS in die schwarze Muschel. Er hört ein unartikuliertes Gesabbel. Mit äußerster Konzentration gelingt es ihm, Worte wie ,, Hihihier Hahaharald Schunkke. . .issnnn Noodfall. . .Nooodfall. . .isses. ..." zu dechiffrieren. Irritiert aber interessiert erwachte sein Erwerbsinstinkt. Seines Wissens war Harald Junhnke immer noch einigermaßen im Geschäft, kam also als Patient für ihn durchaus in Frage. Seine Gesichtszüge strafften sich. ,, Bitte, was kann ich für sie tun?" versuchte er es mit einer höflich-bestimmten Einleitung. Das Gesabbel brach einen Moment ratlos ab, wurde dann aber mit frischer Energie wiederaufgenommen. ,, Noodfall. . .isses. . .iss es.. .schrecklischer Noodfall" war zu vernehmen. " Ruhig, ganz ruhig...Herr Juhnke!" beschwor er den berühmten Fernsehseriendarsteller und Charakterschauspieler. Diese Masche zog. Befriedigt registrierte er, daß sein telephonisches Gegenüber sich einigermaßen am Riemen riß. Die Worte schienen nicht mehr so herausgebrabbelt zu werden, auch wenn sie sich auch nicht für kürzeste Momente einer klaren Artikulation näherten. " Mein Gott, voll wie dreizehn Löffelbagger!" schoß es dem Arzt durch den Kopf. Mit einigen psychologisch versierten Verhörtricks gelang es aus seinem Anrufer die Adresse von dessen Aufenthaltsort-, eines der exklusivsten Hotels am Platze-, und die Tatsache eines medizinisch-chirugischen Notfalles, der jedoch äußerst diskret zu behandeln sei, aus der Nase zu ziehen. Sein Gespür für solche Situationen diktierte ihm schnellstes, entschlossenes Handeln. Er wählte die Nummer seines Bereitschaftsdienstes. Er orderte die Notfallausrüstung und verlangte barsch nach seinem Team. Ein herrischer Wink in Richtung seiner Sprechstundenhilfe brachte diese dazu, ihre Bemühungen einzustellen, ihm einen verachtungsvollen Schmollmund zuzuwerfen und gehorsam in ihre Dienstkleidung zu steigen. Das Team traf sich vor dem Klinikausgang, sein Assistenzarzt fuhr mit einigen Pflegern im Krankenwagen, Dr. Eisenmengele nahm in seinem Porsche Platz, neben sich seine Srechstunden-hilfe. Mit aufheulendem Motor fuhr der Prominentenarzt los, der Krankenwagen hintendrein. In wilder Jagd ging es durch die nachtschlafene Stadt. Zur Vermeidung unnötigen Aufsehens verzichtete man auf Blaulichter. Vor dem Hotel ,, Die fünfte Jahreszeit stand ein hektisch winkender, livrierter Bediensteter. Zielstrebig schleuste er den kleinen Konvoi zu einem unauffälligen Seiteneingang. Der Arzt wurde nebst seinem Gefolge in das Hotel eskortiert. Mitsamt der unerläßlichen medizinisch-technischen Ausrüstung eilte man in den Aufzug. Der Hoteldiener führte sie vor die Tür einer der Nobelsuiten des Etablissements. Diskret wurde geklopft. " Wassissnnuschowieder?" ließ sich eine stark lallende Stimme aus dem Inneren vernehmen. " Herr Juhnke, ich glaube der Herr Doktor ist da !" war die entschlossene Antwort. "Ahso!" machte es dumpf. Die Tür wurde vorsichtig geöffnet. Ein mißtrauisches, rotgeädertes, blau unterlaufenes Gesicht erschien im Türspalt. "Ahso!" ein zweites Mal. Mühsam hielt sich die Gestalt des beliebten Volksschauspielers am Türgriff fest. Dr. Eisenmengele ergriff die Initiative. Ein Wink, einer seiner Pfleger nahm den Mimen in den Arm und tätschelte ihm begütigend Hand und Schulter. Das übrige Team drängelte sich vorbei. Im ersten Raum stand nur ein Fernseher auf dem das Testbild flimmerte. Es roch infernalisch nach Alkohol und Erbrochenem. Überall lag Unrat und leere Flaschen. Der Schauspieler stackste ungeschickt hinter den Ankömmlingen wieder in das Zimmer. Er ließ sich in ein Ledersofa fallen und zog einen Servierwagen mit einer unübersehbaren Batterie Flaschen an sich heran. Er fingerte eine Flasche Moet&Chandon herunter und zog ungemein routiniert den Korken. Er schoß mit Wucht aus dem Flaschenhals und verfehlte den Kopf der Sprechstundenhilfe nur knapp. Sie wollte aufbrausen, wurde jedoch von Dr. Eisenmengele mit einem dezenten Wink beruhigt. Der kostspielige Champagner verschwand fast auf Ex im Mund des Entertainers. Seinen Gästen bot er nichts an. Tränen traten in seine Augen und er versank in ein dumpfes Brüten. Stier blickte er auf den Teppichboden. Einer der Assistenten des Prominentenarztes versucht von ihm Aufklärung über den Sachverhalt zu erhalten. Nichts. Bei dem berühmten Test mit der Hand vor den Augen des Probanden erhielt man keine Reaktion. Verkrampft hielt sich Harald Juhnke an seiner inzwischen fast leeren Champagnerflasche fest. Seine Augen starrten blicklos ins Leere. Tränen liefen zaghaft über seine Wangen. Ein dumpfes Wimmern war im Hintergrund zu hören. Alarmiert begab sich der kleine Trupp auf die Suche nach der Ursache dieses mitleiderregenden Geräusches. Vom Eingangszimmer gelangte man in ein überaus großes und luxuriös ausgestattetes Badezimmer. Es prunkte mit einer wahren Augenweide aus Marmor und polierten Edelmetallamaturen. Nur durch dieses war das in diffusem Dämmer liegende Schlafzimmer zu betreten. Der atemberaubende Geruch nach Alkohol und Erbrochenem hatte sich auch in diesem festgesetzt. Einen Augenblick mußten sich die Augen an das Schummerlicht gewöhnen. Kerzen brannten, eine achtlos weggeworfene Zigarette hatte einen unordentlichen Stapel Unterwäsche in einen Schwel-brand versetzt, geistesgegenwärtig trat die Sprechstundenhilfe das glimmende Häufchen aus. Auf dem gigantischen französischen Bett wand sich eine wimmernde Gestalt. Der elektrische Rüttelmechanismus des Bettes war noch in Betrieb. Eine hilfreiche Hand stellte ihn ab. Blutspuren liefen überall über die Satinbettwäsche. Leicht roch es auch nach Fäkalien. Die Gestalt entpuppte sich als splitternackte junge Frau. Ein Blutstrom lief zwischen ihren Schenkeln hinab. Dr. Eisenmengele brauchte kein Wort zu sagen. Routiniert nahm das Team, - nur die Besten hatten selbstredend bei ihm eine Chance, er wußte, für seine Preise mußte er etwas bieten-, seine Arbeit auf. Eine schmerzlindernde Injektion wurde verabreicht, Blutdruck gemessen und eine Reihe elektronischer Sensoren für alle relevanten medizinischen Parameter appliziert. Behutsam drehte man die junge Frau auf den Rücken. Ihnen bot sich eine gewaltige Überraschung. Kannte man nicht auch dieses Gesicht aus den Medien? Wenn sie nicht allesamt unter Halluzinationen litten war das doch die Abgeordnete der Partei des Demokratischen Sozialismus, Sarah Wagenknecht! Das medizinische Ethos von Dr. Eisenmengele kannte keine Vorbehalte gegenüber dem politischen Gegner. Selbstverständlich wurde die Untersuchung fortgesetzt. Längst hatten sich alle Mundschutz und Handschuhe übergestreift. Der Assistenzarzt folgte der Blutspur und nahm eine eingehende gynäkologische Untersuchung vor. Er zog die Augenbrauen in die Höhe. Er gab dem Promintenarzt ein dringendes Kopfnicken. Dieser beugte sich über die Patientin und besah sich ebenfalls den Sachverhalt. ,, Mein Gott! Zu was waren Menschen fähig?" schoß eine bohrende Frage durch den Kopf des Mediziners. Der aparten jungen Frau hatte ein offensichtlich Wahnsinniger eine Bierflasche in die Scheide eingeführt. Diese hatte natürlich schwerste Schäden in diesem äußerst empfindlichen Organ verursacht. Erschwerend kam hinzu, die Gemarterte besaß eine ganze Reihe Genitalpiercings, an zwei Ringen durch die Schamlippen war ein neckisches Vorhängeschloß befestigt gewesen, diese Konstruktion war bei dem unzweifelhaft sadistisch-brutalen Einführen der Bierflasche ausgerissen und hatte zu weiteren entsetzlichen Verletzungen geführt. Keine Zeit war zu verlieren. Eine sterile Operationsmatte wurde unter die Bedauernswerte geschoben, eine Betäubung verabreicht, ein Pfleger brachte einen Scheinwerfer in Position, Dr. Eisenmengele gab sich selbst eine Amphetaminspritze, mit traumwandlerischer Sicherheit wurde ihm jedes durch einen gebrummelten Befehl angeforderte Utensil zugereicht. Es war kein leichter Eingriff. Die Verletzungen waren beträchtlich, lediglich der Umstand, daß Dr. Eisenmengele auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie auch Erfahrungen bei den intimsten Körperregionen besaß,- unter anderem hatte er den Penis des bekannten Sängers Konstantin Wecker wieder in Form gebracht, als dieser sich selbst durch Verreiben von Kokain auf seinem Genital verstümmelt hatte,- vermochte alles zum Guten zu wenden. Nach einer mehrstündigen Tortur hielt er erschöpft inne. Die Notoperation war beendet, mit gebotener Vorsicht war die Patientin transportfähig. Das weitere mußte in seiner Klinik geschehen. Man holte eine Bahre und bereitete den Abtransport vor. Nachdenklich begab sich Dr. Eisenmengele in das Empfangszimmer. Der Schauspieler war besinnungslos geworden und lag mit dem Kopf in einer Lache Erbrochenem auf dem Teppichboden vor der Ledercouch. "Billig wird das nicht, Junge!" dachte er verächtlich. Er ließ ein paar Bilder machen, so etwas war immer günstig. Er beugte sich zu dem Besinnungslosen hinunter. Interessiert hob er dessen linken Arm an und ließ dessen Rolex vom Arm gleiten. Er fingerte in die Taschen und zog eine schwere Brieftasche mit einem Stapel Bargeld hervor. Desweiteren ein Scheckheft. Fachmännisch überprüfte er den Inhalt eines heraus plumpsenden Plastiktütchens. "Bolivianisch, erste Lage, unverschnitten!" analysierte er den schneeweißen Inhalt mit überragender Kennerschaft. Er klingelte nach dem Hoteldiener. "Sagen sie Herrn Juhnke wenn er aufwacht, er soll seinen versoffenen Arsch zu meinem Buchhalter bewegen. Es gäbe da einiges zu besprechen!" Der Hoteldiener nickte devot und hielt verlangend die Hand nach einem Trinkgeld auf, bekam aber keines.